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Erklärung des Belfaster Bürgermeisters Niall O'Donnghaile zu den Angriffen auf Short Strand 22.6.2011 | Niall O'Donnghaile, Sinn Féin, Belfaster Bürgermeister, selbst Anwohner des Viertels Short Strand
Mein ganzes bisheriges Leben habe ich in Short Strand verbracht. Es ist ein stolzes Arbeiterviertel in
Innenstadtnähe. Ich bin sehr stoz auf dieses Viertel. Die Menschen in Short Strand und auch die normalen
Leute, die in den benachbarten unionistischen (pro-britischen) Vierteln von Newtownards Road und
Albertbridge Road wohnen, wollen mit ihren Familien hier in Ruhe leben.
Seit einigen Wochen gibt es sporadische Vorfälle (in Nordirland nennt man das anti-soziales Verhalten), bei
denen Steine über die Interface (den Sperrzaun, der das irische Viertel Short Strand von seiner
unionistischen Nachbarschaft trennt) in das Viertel geworfen werden. Sozialarbeiter und Politiker aus den
Vierteln haben dieses Verhalten mit einigem Erfolg bekämpft. Es ist wichtig, dass diese gute Arbeit
weitergeht.
Was letze Nacht passierte, war jedoch kein anti-soziales Verhalten und auch kein religiös-rassistisch
motivierter Aufruhr. Was da passierte, war ein sorgfältig geplanter und durchgeführter Angriff auf das
katholische Viertel Short Strand durch die UVF (Ulster Volunteer Force, pro-britische Paramilitärs).
Die Aktivitäten der UVF in Ost Belfast geben seit einiger Zeit Grund zur Besorgnis. Sie sind durch eine
Reihe von Kommentatoren gut dokumentiert. Man bemerkt eine deutliche Zunahme von UVF Fahnen, neue
paramilitärische Wandmalereien und auffallende Agitation rund um die Märsche der Oranier Orden.
Das hat in Ost Belfast in beiden Vierteln (dem kleinen irischen Short Strand und dem großen pro-britischen
Ost Belfast) zu tiefer Unruhe geführt.
Letzte Nacht wurde daraus ein vorbereiteter gewalttätiger Angriff von etwa 100 maskierten
UVF-Männern auf das Viertel, in dem ich lebe.
Es ist meine klare Meinung, dass die Antwort der PSNI besser hätte sein können und sollen. Und ich kann mir
vorstellen, dass im Nachhinein die verantwortlichen Offiziere diese Meinung vielleicht teilen.
Der Aufruhr, der dem ursprünglichen UVF-Angriff folgte, und bei dem Wohnungen in beiden Vierteln beschädigt
wurden und unzumutbare Verhältnisse herrschten, ist ebensowenig zu akzeptieren. Diejenigen, die Waffen
auf die Straße bringen, müssen wissen, dass ihre dummen und rücksichtslosen Aktionen letzte Nacht niemandem
geholfen haben. Keine der beiden Communities in Ost Belfast möchte an solchen Aktionen beteiligt sein. Es ist
reines Glück, dass niemand getötet wurde.
Mein Fokus als Bürgermeister von Belfast war heute der Versuch, die nötigen Vorbereitungen zu treffen,
damit sich das, was wir letzte Nacht auf den Strassen von Ost Belfast erleben mussten, nicht wiederholt.
Ich habe mich mit der PSNI und anderen Behörden getroffen und außerdem ein Treffen aller politischen
Parteien der Stadt anberaumt.
Aber dieses Thema wird nicht gelöst, bevor nicht diejenigen, die verantwortlich für den Beginn der
Vorfälle von letzter Nacht sind, namentlich die UVF, sehr direkt zur Rechenschaft gezogen werden.
Es gibt eine Wahrnehmung, dass unionistische politische Parteien nicht Willens sind, dieses sehr ernste
Problem zu adressieren, das die UVF inzwischen für das normale Leben der Bürgerinnen und Bürger in Belfast
geworden ist. Es reicht nicht, nach den Aktionen der letzten Nacht einfach die Scherben wegzukehren.
Wir alle kennen das Problem und es ist eine spezielle Verpflichtung für den politischen und
gesellschaftlichen Unionismus, hier zu intervenieren und das Problem zu adressieren.
Ich bin als Bürgermeister von Belfast für jeden erreichbar, der diese
Probleme lösen will. Ich bin offen für jeden Vorschlag aus der unionistischen Community von Ost Belfast, wie
ich helfen kann.
Lasst uns jetzt handeln um sicherzustellen, dass die gestrigen UVF Aktionen nicht die Agenda für die
Sommermonate in Belfast setzen.
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Foto (August 2010): Niall O'Donnghaile zeigt Besuchern von Info Nordirland sein Viertel Short Strand und erklärt die Geschichte dieser kleinen irischen Community in Ost Belfast. Übersetzung: Uschi Grandel, 22.6.2011, Erläuterungen in Klammern Überfall der UVF auf Short Strand im Jahre 2002: SHORT STRAND: EIN BELAGERTES STADTVIERTEL weiterlesen >> Kommentar (Uschi Grandel): Wer den Angriff der UVF (Ulster Volunteer Force) auf das kleine irische Viertel Short Strand am Rande der Belfaster Innenstadt als Glaubenskrieg Protestanten gegen Katholiken beschreibt, versteht nicht die Rolle, die diese pro-britische, bewaffnete paramilitärische Bande spielt. weiterlesen >> |
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