"Über die letzten drei Jahrzehnte war Nordirland Vorreiter im Kampf gegen schwere, organisierte Kriminalität und Gewalt."Auch wenn es nicht direkt aus der Webseite hervorgeht, können wir getrost annehmen, dass sie damit nicht die Gewalt meinen, die nordirische Polizei und britisches Militär, von Unternehmen wie Teal Safety LTD mit allerlei wirkungsvollem Inventar ausgerüstet, über 30 Jahre gegen die Zivilbevölkerung ausgeübt haben. Der Krieg ist ein glänzendes Geschäft, bei dem Fragen nach Menschenrechtsverletzungen nur stören. Der "Terrorist Arrest Kit" versagte da, wo Aufklärung gar nicht gewollt war, weil die Mörder der pro-britischen Todesschwadronen von ihren britischen Führungsoffizieren gelenkt, bewaffnet und bezahlt wurden. Man schätzt, dass Hunderte Zivilisten durch diese Zusammenarbeit ermordet wurden. Typischerweise fehlt in solchen Fällen jegliche Spurensicherung am Tatort, eine Ungeheuerlichkeit, die erst jetzt langsam an die Öffentlichkeit gelangt. Waren die neuen Nachtsichtgeräte, mit denen die britische Armee in Nordirland im Jahre 1974 ausgerüstet wurde, auch ein Beitrag "mittelständischer Forschungsprogramme"? Sechs junge Männer aus dem Belfaster Viertel New Lodge, die von Soldaten der britischen Armee beim Ersteinsatz dieser neuen Technik kaltblütig ermordet wurden, zahlten für diesen Beitrag mit ihrem Leben. Man muss nicht extra erwähnen, dass auch in diesem Fall kein "Terrorist Arrest Kit" zum Einsatz kam, weil es keine Untersuchung, keine Verhaftungen und keine Beweisaufnahmen gab. Nach jahrelanger Kampagne für die Aufklärung des Verbrechens führten die Bewohner von New Lodge im Jahr 2002 ihre eigene Untersuchung durch (s. dazu die Berichterstattung auf unserer Webseite: "Öffentliche Untersuchung des Todes von sechs Menschen aus New Lodge" und "Six murdered say international jurists" (e)). Aber um diesen Terror, seinerzeit in Nordirland, oder heute im Irak und in Afghanistan, um den geht es bei der Konferenz nicht. Schon gar nicht darum, die Verantwortung hierfür zu übernehmen. Das Beispiel Nordirland zeigt uns, dass staatlicher Terror nicht eine Entgleisung weniger psychisch gestörter Soldaten war, sondern über Jahrzehnte die planmäßige Politik der britischen Regierung. Solange solche Fragen im "intensiven Gedankenaustausch" dieser und ähnlicher Konferenzen nicht aufgearbeitet werden, können wir nicht davon ausgehen, dass für unsere Politiker staatlicher Terror keine Option ist, wenn es weltweit um Geschäft und um Kontrolle geht. Einer der britischen Offiziere, der die menschenverachtende Haltung der Besatzer in Nordirland verkörpert, ist auf die Konferenz als Referent geladen. Er hat die britische Armee 1994 verlassen und verdient mittlerweile viel Geld in den weltweiten Konflikten.
Die Soldaten bleiben trotz Verurteilung und Gefängnis in der Armee, eine
Kampagne der Armee führt nach kurzer Zeit zur Anordnung der damaligen
britischen Nordirlandministerin, die Soldaten vorzeitig aus dem Gefängnis
zu entlassen. Danach werden sie in Deutschland stationiert und nach Beginn
des Irakkrieges im Jahre 2003 in den Irak verlegt. Ein Zufall, dass sich
Menschenrechtsverletzungen durch britische Soldaten in Nordirland und im
Irak gleichen? (s. hierzu die gekürzte Übersicht "Mord ohne Konsequenzen - von Derry (Nordirland) nach Basra" nebenan; Link zur ungekürzten Fassung ). Die Mutter Jean Mc Bride schreibt im März 2001 einen offenen Brief an die Bevölkerung in Deutschland: "Alles was ich möchte, ist Gerechtigkeit für meinen Sohn. Seine Mörder wurden freigelassen, und ich akzeptiere das, so wie viele andere Menschen in Irland dies akzeptieren mussten. Aber ich kann und will nicht akzeptieren, dass sie in der britischen Armee bleiben, als ob das Leben meines einzigen Sohnes nichts bedeutet. Ich habe die volle Unterstützung der irischen Regierung, von Abgeordneten des US-Kongresses und des Europaparlaments, sowie vieler anständiger Menschen in Großbritannien. Ich bitte die deutsche Bevölkerung: lassen Sie Ihre Regierung wissen, dass Sie nicht einverstanden sind, wenn verurteilte Mörder Dienst in Deutschland tun." |
Das Handelsblatt verschweigt ein paar Unschönheiten seines Lebenslaufes (s. Webseite des PFC), etwa dass er 1997 in Papua Neu Guinea verhaftet wurde. Die Firma Sandline International, die er als CEO leitete, war an einem Plan beteiligt, Waffen und Söldner ins Land zu schmuggeln. Auch der Skandal in Sierra Leone, als Sandline International ein UN Embargo verletzte und eine politische Krise in Großbritannien auslöste, wird vornehm verschwiegen. Die Erfahrung "in der Grauzone staatlichen Rechts" ist bei Spicer nicht auf Nordirland beschränkt. Offensichtlich ist die Billigung von Morden in besetzten Gebieten oder der Bruch eines UN-Embargos kein Grund, in den honorigen Kreis der Handelsblattkonferenz nicht geladen zu werden. |