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Reiseberichte und Eindrücke vom West Belfast Festival 2007:

Pablo Picassos Gemälde Guernica
als Wandmalerei in West Belfast

70 Jahre nach der Zerstörung der baskischen Stadt Guernica durch die deutsche Wehrmacht setzt das Festival ein Denkmal gegen Faschismus, Militarismus und Krieg

September 2007 | Uschi Grandel

Während aus aller Welt Freiwillige in die internationalen Brigaden strömten, um der jungen spanischen Republik gegen die Angriffe der Franco-Faschisten zu Hilfe zu eilen, griffen die deutschen Faschisten auf Francos Seite in den spanischen Bürgerkrieg ein. Am 26. April 1937 wurde die baskische Stadt Guernica von den Bombengeschwadern der deutschen Legion Condor zerstört. Das West Belfast Festival gedenkt dem 70. Jahrestag der Zerstörung durch zwei Wandgemälde (Murals). An der "internationalen Wand" in West Belfast ist Pablo Picassos Guernica zu sehen, neben einem Mural zu Ehren der internationalen Brigaden unter dem Motto "Für Euere Freiheit und Unsere":

Die im oberen Bild noch verhüllte Inschrift in baskischer, irischer und englischer Sprache lautet:

Guernica Dieses Wandgemälde von Picassos Meisterstück Guernica wurde von Danny Devenny und Mark Ervine, Wandmaler der beiden grössten Communities in Belfast, im August 2007 gemalt. Picasso malte Guernica 1937 innerhalb von drei Wochen während des spanischen Bürgerkriegs, um gegen die Bombardierung der baskischen Hauptstadt Guernica durch die Nazis (auf Wunsch der Franco Truppen) am 26. April desselben Jahres zu protestieren. Hunderte Tote (Zivilisten) waren die Folge. Guernica war und ist die Stadt, die das baskische Streben nach Freiheit am Stärksten symbolisiert. Das Bild gilt als eines der bedeutendsten Anti-Kriegs Bilder des 20. Jahrhunderts.

Am 12. August 2007 wurde das Mural als Beitrag zum West Belfast Festival enthüllt. Das Bild rechts oben zeigt in der hinteren Reihe links den Hauptredner der Veranstaltung, Sinn Féin Präsident Gerry Adams, neben ihm die beiden Maler des Guernica Murals, Danny Devenny und Mark Ervine. Danny Devenny ist einer der besten Mural Maler aus dem irisch-republikanischen Teil West Belfast. Mark Ervine ist Mural Maler aus der loyalistischen Shankill Road. Er ist der Sohn des kürzlich verstorbenen loyalistischen PUP Politikers David Ervine. Neben Mark ist seine Mutter Jeanette Ervine zu sehen. Professor Bill Rolston von der University of Ulster (ganz rechts im Bild) hat mehrere Bücher über irisch-republikanische und loyalistische Murals verfasst.

Evan Short schreibt für die Andersonstown News am 14.8.2007:

Anti-Kriegs Kunstwerk eint Communities

Belfasts führender Muralmaler Danny Devenney ... flog letzten Mittwoch zusammen mit Mark Ervine, dem Sohn des verstorbenen PUP-Führers David Ervine, in die spanische Hauptstadt, um vor dem Kopieren des berühmten Anti-Kriegs-Bildes als Mural an der Internationalen Wand der Falls Road einen Blick auf das Original zu werfen. ... “Guernica ist sehr subversiv und viel Bedeutungsvolles ist verborgen," sagt Danny. "In unseren Murals vereinfachen wir meist die Botschaft, weil wir wollen, dass soviele Menschen als möglich verstehen, was unsere Community zu sagen hat."

Picasso
“Picasso musste sein Bild in Frankreich während der Besetzung (durch die Nazis) fertigstellen, deshalb enthält es versteckte Botschaften. Aber er sagte auch, man solle daraus lesen, was man sehe." ... Nachdem er das Original gesehen habe, verstehe er, unter welchem Druck Picasso damals gearbeitet habe, erklärt Danny. "Ich halte Guernica nicht für das beste Anti-Kriegs-Bild oder das beste humanitäre Bild, aber ich verstehe, welche Risiken Picasso damals auf sich genommen hat, um es zu malen."

Unterdrückte Völker
“Man kann seine Wut sehen und das Bild zeigt, wie sehr er auf der Seite der unterdrückten Völker und besetzten Länder stehen wollte. Ich wollte Guernica für die Internationale Wand, weil die Wand Solidarität mit den unterdrückten Völker auf der ganzen Welt zeigt. ..."

Arbeiterbezirke
In seiner Rede zur Enthüllung des Murals zeigt Sinn Féin President Gerry Adams Anerkennung für den Geist, in dem es gemalt wurde. “Alle, die an diesem Stück Arbeit ihren Anteil hatten, verdienen Lob für eines der wirksamsten politischen Murals seit langem. Es zeigt auch, wenn der Nachweis nötig ist, dass die Menschen in dieser Stadt viel gemeinsam haben, insbesondere die arbeitenden Menschen und die aus den Arbeiterbezirken wie Shankill und Falls. Ich begrüsse ganz besonders die Anwesenheit von Jeanette Ervine und den Beitrag ihres Sohnes Mark zu diesem wundervollen Kunstwerk."

Mark Ervines Kommentar ging in eine ähnliche Richtung. “Das Mural steht für eine Anti-Kriegs-Botschaft, die hier und überall auf der Welt wichtig ist. Es ist eine Warnung, dass Krieg immer als Option da ist, aber hoffentlich werden wir uns von diesem Weg des Horrors entfernen."

Die über 20m lange "internationale Wand" am Anfang der Falls Road enthält Murals der internationalen Solidarität, gegen Militarismus und Krieg. Ein Ausschnitt ist im folgenden Bild zu sehen:


Berichts als PDF (226 kB):

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Aus unserer Einladung
zur Teilnahme an
der Delegation:

Seit 1988 verwandelt sich West Belfast jedes Jahr in der ersten Augustwoche in eine bunte Mischung aus Stadtviertelfest, internationalem Kultur- und Musikprogramm mit Künstlern aus aller Welt und politischen Veranstaltungen zur Konfliktlösung im eigenen Land und international. West Belfast ist das grösste irische Viertel in Belfast, politisch überwiegend irisch-republikanisch eingestellt. Bei der letzten Wahl erhielt Sinn Féin fast 70% der Stimmen, Gerry Adams ist seit Jahrzehnten Abgeordneter des britischen Unterhauses für West Belfast, auch wenn er diesen Sitz nicht einnimmt.

Nach dem grossen Durchbruch im Friedensprozess, der Einigung von Sinn Féin und DUP auf eine gemeinsame regionale Regierung ab 8. Mai 2007, wird das Festival dieses Jahr mehr denn je von einer politischen Aufbruchstimmung geprägt sein. Wir werden mit einer Delegation vom 6.-10. August 2007 vor Ort sein, am Festival teilnehmen, aber auch Gespräche mit politischen Parteien, Aktivisten und Community-Gruppen organisieren.

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