Im August vorigen Jahres wurde ich zu einem Festival auf der Falls Road eingeladen, und zwar von Danny Morrison, der vor dem Gesetz als überzeugter Terrorist gilt, obwohl an seiner Überzeugung inzwischen berechtigte Zweifel bestehen. Jetzt leitet er ein Kulturfestival, das dieses trostlose Viertel von Belfast derart zum Leben erweckt hat, wie man es von keinem anderen Ort der Welt kennt. An den Fenstern der Rock Bar hingen noch die stählernen Rolläden aus der Zeit, als Brandbomben in die Pubs geschleudert wurden. Drinnen drängten sich die Leute, es gab nur Platz zum Stehen. Gerry Adams war da, lauschte Dichtern und Sängern und dem Gospelchor von Andersonstown.
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Der Ansturm kultureller Energie bei den Nationalisten ist leicht zu erklären: sie waren so lange benachteiligt, dass sie die Hoffnung auf bessere Zeiten fast aufgegeben hatten. Sie konnten nicht mehr warten, bis der Staat Nordirland ihnen ein paar bescheidene Möglichkeiten gewährte. Deshalb verlegten sie sich auf Bildung, auf Selbstvervollkommnung, auf die Entwicklung von Zukunftsperspektiven in eigener Regie. Es ist bekannt, dass die republikanischen Gefangenen in den Zellen der H-Blocks anfingen, sich selbst weiterzubilden und dann Kurse an Fernuniversitäten belegten.
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Abends begleitet Danny Morrison mich zum Andersonstown Leisure Centre. ... Drinnen herrschte ein Höllenlärm. Die Menschen sassen an langen Tischen und tranken Bier aus Plastikbechern. Frauen standen spontan auf und tanzten mit nostalgischer Hingabe zu den Klängen von "Waterloo". Sie alle waren gekommen, um einer ABBA-Revival-Band zu lauschen. Und ganz vorn, dicht an der Bühne, waren lange Tische für Protestanten aus der Shankill Road reserviert. Die warteten auf die Queen-Revival-Band, die im Anschluss an ABBA auftreten sollte. Freddie Mercury hatte sie hergelockt. Und vielleicht ist es diese Umgebung in der sich die wirkliche Versöhnung ereignet, seit jeher. ...
Teilnahme am Westbelfast Festival "Feile an Phobail" und am "Ard Eoin Fleadh" (Ardoyne Festival) im Norden Belfasts. | |
Besuch von Community-Gruppen auf der irisch-republikanischen und auf der pro-britischen unionistischen Seite. Teile dieses Programms organisieren wir im Rahmen der "Irish Political Tours" gemeinsam mit Coiste na n-Iarchimi, der Dachorganisation der irisch-republikanischen ehemaligen Gefangenen (s. Webseite: http://www.coiste.ie/politicaltours/ ). | |
Wir diskutieren mit Politikern der irisch-republikanischen Partei Sinn Féin und der pro-britischen, unionistischen DUP die Entwicklung im Friedensprozess. | |
Wie bereits im letzten Jahr werden einige Programmteile gemeinsam mit der britischen Gruppe Troops Out Movement (TOM) durchgeführt. TOM setzt sich seit der Gründung in den 70er Jahren für ein Ende der britischen Herrschaft in Nordirland und das Selbstbestimmungsrecht der Iren ein. |