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Besuch des Ost-Belfaster Stadtviertels Short Strand

Persönlicher Bericht

12.8.2002 | Brigitte Priebe

Am 12.8.2002 habe ich mit vier anderen Deutschen die irisch-katholische Enklave Short-Strand in Ost-Belfast besucht.

Hier leben seit mehr als hundert Jahren 3000 Iren umgeben von 90 000 pro-britischen Protestanten. Ich war schon öfter in Belfast, doch noch nie hat mich das, was ich da gesehen habe, so geschockt!

Seit Mai leben diese Leute in einem Belagerungszustand, sie werden 24 Stunden am Tag terrorisiert und zum Teil bombardiert, u.a. mit: Benzinbomben, Nagelbomben, Säurebomben, Plastikgeschossen, Rohrbomben, Farbbeutel, Steinen und vielem mehr.

So sehen nicht nur die Häuser aus, die an der "Peaceline" liegen: alle Fenster vergittert, die Dächer extra mit Wellblech geschützt; ebenso die Haustüren, für die es extra Vorstellbretter gibt. Diese Menschen leben wie in einem Gefängnis, sehen sie aus dem Fenster, dann sehen sie Gitter! Diese Menschen leben also in Kollektivhaft ohne rechtmäßige Verurteilung!

Als wir dort einen Rundgang machten, sprachen wir mit Frauen, die an dieser Mauer leben. Elendig sahen sie aus, wie man eben so aussieht, wenn man keine Nacht richtig schlafen kann seit Mai. Es war ein schöner Sonnentag und trotzdem kein einziges Kind auf der Strasse! Kinder können bei diesem Dauerbeschuss nicht auf der Strasse spielen. Seit Mai heißt dies für die Kinder auch unregelmäßiger Schulbesuch und dies auch nur unter dem Schutz von Erwachsenen und mit einem Bus, obwohl die Grundschule nur zwei Strassen weiter weg ist. Die Schüler weitergehender Schulen können ihren Abschluss wohl vergessen, denn diese Schulen liegen im Protestantengebiet, ebenso die Post, Apotheke, Supermarkt und natürlich das Krankenhaus.

Man erzählte uns, dass es mit den Anwohnern hinter der Mauer keine Probleme gab, bis sich hier der loyalistische Mob zusammengerottet hat, von dem die Gefahr ausgeht. Die dortige Polizei hat bisher nichts gesehen und gehört und erst recht niemanden festgenommen. Sie verbreitet aber die Mitteilung, dass Katholiken gegen Protestanten kämpfen, was eindeutig falsch ist, denn die Gefahr geht nur von der protestantischen Seite aus. Deren Häuser, auch direkt an der Mauer, haben z.B. tadellose Fenster, keines ist vergittert oder gar zugemauert.

Auch ich wurde Zeuge der Wurfattacken! Hinter der Mauer, die höher als ein Einfamilienhaus ist, waren lachende Kinder zu sehen. Wie kommen die da hoch, ohne dass die Polizei das sehen kann, wenn sie denn wollte?

Die Überwachungskameras der Polizei sind nur auf das katholische Gebiet gerichtet, so dass sie sich zwar die Schäden ansehen können, die diverse Bomben angerichtet haben, aber nicht, wer sie geworfen hat. Das ist mit Sicherheit Absicht.

Die Einwohner brauchen neutrale Beobachter, die die Wahrheit in die Welt tragen und für ein Ende des Kriegszustandes sorgen.


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