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Freigegebene Archivdokumente 'zerstören' Behauptung über angebliches Abkommen mit Hungerstreikern

31.12.2011 | Brian Rowan, Belfast Telegraph

Einige der geheimen Dokumente der britischen Regierung, die gestern gemäss der (in Großbritannien geltenden) Veröffentlichungspflicht nach 30 Jahren öffentlich zugänglich wurden, scheinen Behauptungen zu widerlegen, das Leben von sechs der zehn Hungerstreiker von 1981 hätte gerettet werden können, wenn die IRA ein britisches Angebot akzeptiert hätte.

Seit Jahren liefert sich die Führung der Irish-Republikanischen Bewegung einen Krieg der Worte mit dem ehemaligen Gefangenen Richard O'Rawe, dem Autor des kontroversen Buches Blanketmen ("Deckenmänner" bezeichnet die irisch-republikanischen Gefangenen während des Decken- und Schmutzprotestes und der 1980/1981er Hungerstreiks). O'Rawe behauptet in seinem Buch, dass im Juli 1981 die IRA-Führung im Gefängnis, zu der er damals gehörte, ein britisches Angebot zur Beendigung der Hungerstreiks akzeptiert hätte, aber vom IRA 'Armeerat' draussen überstimmt wurde. Vier Männer, darunter Bobby Sands, waren bereits gestorben (s. Poster). Sechs weitere würden folgen.

Die geheimen Dokumente des britischen Regierungskabinetts aus dieser Zeit werfen ein Licht auf wichtige telefonische Kontakte vom Wochenende des 4.-6. Juli 1981. Der Geschäftsmann Brendan Duddy, ein ehemaliges Mitglied des Polizeiüberwachungsausschusses, mit dem Codenamen 'Soon', war der zentrale Kontaktmann zwischen der britischen Regierung und der Führung der irisch-republikanischen Bewegung. Seine Identität und Rolle waren damals nicht öffentlich bekannt.

Die Dokumente enthüllen Verhandlungen, die das Ziel hatten, dem Belfaster Republikaner Danny Morrison Zugang zum Maze Gefängnis (von irischen Republikanern 'Long Kesh' genannt) zu ermöglichen.

"Der Kern der Anschuldigung von O'Rawe, mit dem sein Buch steht oder fällt, sind die exakten Ereignisse am Sonntag, den 5. Juli 1981, als ich die Hungerstreiker im Gefängniskrankenhaus besuchte und separat 'Bik' McFarlane (den damaligen 'Kommandeur' der IRA-Führung) im Gefängnis", sagt Morrison. "In seinem Buch behauptet er, ich hätte eine Botschaft der britischen Regierung überbracht, eine Botschaft, die ein 'Angebot für ein Abkommen' gewesen sei. Ich hätte die Details dieses Angebots Bik McFarlane anvertraut, der nach der Rückkehr in seine Zelle die Einzelheiten niedergeschrieben und an O'Rawe weitergeleitet hätte," fährt Morrison fort.

"Nun aber belegen die Veröffentlichungen der britischen Dokumente von 1981 die damalige britische Haltung. Sie belegt exakt das, was ich und Sinn Fein schon immer gesagt haben. Zum Zeitpunkt meines Besuchs im Gefängnis am Nachmittag des 5. Juli 1981, hatte die britische Regierung überhaupt noch keine feste Position, und schon gar kein Angebot für ein Abkommen."

Morrison, damals einer der führenden Republikaner, weist auf einen Ansatz der gerade veröffentlichten Dokumente hin. Brendan Duddy spricht mit einem britischen Kontakt und erklärt, Martin McGuinness sei gerade angekommen.

Im Dokument steht: "Er (Duddy)erklärte, dass Zeit ein wichtiger Faktor sei und fragte nach der derzeitigen Position von HMG (Her Majesty's Government - der britischen Regierung). Wir erklärten, dass wir vor einer Entscheidungsvorlage für die Minister die Sicht der Provisionals (Name für die Republikanische Bewegung) benötigten. 'Soon' (der Tarnname von Duddy) versuchte danach, deren Haltung herauszufinden. Diese wurde uns später nach einer Diskussion im Zusammenhang des Besuchs von Morrison (im Gefängnis) mitgeteilt."

Der Absatz scheint darauf hinzudeuten, dass es unabhängig von existierenden Möglichkeiten noch keine offizielle britische Position gab, als Morrison das Gefängnis besuchte.

"Dieser Absatz zerstört die Behauptung eines Abkommen durch O'Rawe, Behauptungen, die die Familien der sechs letzten Hungerstreiker unnötig belastet haben, erklärt der langjährige Belfaster Republikaner dieser Zeitung.


Erstveröffentlichung
(in englischer Sprache)
Belfast Telegraph, 31.12.2011:
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Übersetzung:
Uschi Grandel, 1.1.2012
Erläuterungen in Klammern


Foto:
Poster zur Unterstützung der Hungerstreiker, 1981


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