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Demonstration für die Wahrheit

9.8.2011 | Uschi Grandel (aus Belfast)

In Nordirland erinnert eine „Demonstration für die Wahrheit“ an elf Zivilisten, die in Belfast vor 40 Jahren von Soldaten der britischen Armee erschossen wurden. Noch immer kämpfen die Familien um die Anerkennung der Getöteten als zivile, unschuldige Opfer der britischen Armee.

Am 9. August 1971 startete die britische Regierung in Nordirland „Internment“, die Massenverhaftung und Internierung pro-irischer, linker Aktivisten ohne Haftbefehl. Alte Geheimdienstlisten über Aktivitäten der IRA, der Irish Republican Army, dienten als Grundlage für jahrelange Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren. Die IRA hatte sich 1916 gegründet und kämpfte gegen die britische Herrschaft in Irland. Sie war seit Ende der 50er Jahre inaktiv. Mit der gewaltsamen Unterdrückung der nordirischen Bürgerrechtsbewegung erhielt sie Anfang der 70er Jahre wieder Zulauf.

Soldaten der britischen Armee durchkämmten die irischen Viertel Nordirlands. Im Belfaster Stadtteil Ballymurphy kam an diesem 9. August1971 das Fallschirmregiment 1-Para zum Einsatz. Dasselbe Regiment beging nur wenige Monate später in Derry das Massaker unter friedlichen Teilnehmern einer Demonstration gegen die Internierungslager. Es wurde weltweit als Bloody Sunday, als Blutsonntag, bekannt. In Ballymurphy töteten die Soldaten innerhalb von 36 Stunden 11 Zivilisten, darunter eine Mutter von acht Kindern, einen Pfarrer und einen englischen Sozialarbeiter.

Die offizielle Presseerklärung der britischen Armee zu diesem Vorfall sprach von der Tötung bewaffneter IRA Mitglieder und nannte die Todesschüsse der Soldaten Notwehr. Es war dieselbe Erklärung, mit der die britische Armee nach Bloody Sunday in Derry die Schuld den Opfern in die Schuhe schieben wollte. Erst Anfang dieses Jahres fand die Kampagne der Bloody Sunday Hinterbliebenen ein erfolgreiches Ende und der englische Premierminister David Cameron entschuldigte sich im Namen der britischen Regierung für die Bluttat.

Dieser Erfolg ist auch Motivation für die Familien der Opfer des Ballymurphy Massakers. Mit einer „Demonstration für die Wahrheit“ fordern sie und hunderte Unterstützer in Belfast eine unabhängige, internationale Untersuchung des Massakers: „Die Internierungen waren Teil der politischen und militärischen Strategie der britischen Regierung“, sagte Sinn Fein Präsident Gerry Adams auf der Abschlusskundgebung. „Die Fallschirmjäger wurden in dieses Viertel geschickt, um es in eine Todeszone zu verwandeln. Keiner der Getöteten war Mitglied einer bewaffneten Organisation.“ John Kelly war als Vertreter der Familien der Opfer von Bloody Sunday aus Derry nach Belfast gekommen, um die Kampagne der Ballymurphy Familien zu unterstützen.


Foto (Brigitte Priebe, 2010):
Wandmalerei in Ballymurphy


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