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Die 'Murph Kampagne ist nicht aufzuhalten

Uschi Grandel, angelehnt an den Bericht der Belfaster Zeitung Andersonstown News vom 27.9.2010

DIE KAMPAGNE DER FAMILIEN DER OPFER DES BALLYMURPHY MASSAKERS

Die Familien der Opfer des Ballymurphy Massakers brachten letzte Woche ihre Kampagne für Gerechtigkeit ins nordirische Regionalparlament nach Stormont. In einer gemeinsamen Veranstaltung mit Angehörigen der Bloody Sunday Opfer und dem West Belfaster Westminster Abgeordneten und Sinn Féin Präsidenten Gerry Adams präsentierten sie einen neuen Flyer mit Informationen zu den näheren Umständen der Morde.

Angehörige des britischen Parachute-Regiments ermordeten 11 Menschen in einer als Ballymurphy Massaker bekannt gewordenen Bluttat, darunter einen Priester der lokalen Gemeinde und eine Mutter von acht Kindern. Das Massaker geschah im August 1971, in einem Zeitraum von 36 Stunden, während der Polizei- und Militäraktionen, die die Anordnung der britischen Regierung begleiteten, Verdächtige zu verhaften und ohne Gerichtsverfahren gefangen zu halten, sie über Jahre hinweg zu internieren.

Sechs Monate später ermordete dasselbe Regiment 14 Menschen in der Bogside von Derry. Dieses zweite Massaker wurde als Bloody Sunday bekannt. Weitere sechs Monate später ermordete das Regiment fünf weitere Menschen in dem Bezirk Springhill in West Belfast, auch hier war ein katholischer Priester unter den Ermordeten.

Time for OUR Truth

Briege Voyle, eine der Familienangehörigen der Ballymurphy Massaker Opfer, präsentierte den Flyer "Zeit für UNSERE Wahrheit" und bat darum, die Kampagne überall bekanntzumachen.

"Dieser Flyer erzählt jedem, dass unsere Lieben innerhalb von drei Tagen ermordet wurden. Wir wollen Antworten haben und wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt", sagte Briege, deren Mutter Joan Conolly mit vier Schüssen getötet wurde, als sie versuchte, dem tödlich verwundeten Teenager Noel Phillips erste Hilfe zu leisten und beizustehen.

Die Kampagne ausdehnen

"In diesem Jahr haben wir es geschafft, die Unterstützung der Katholischen Kirche zu erhalten, was für uns hervorragend war, weil wir nun die Kampagne, die wir seit drei Jahren führen, weiter ausdehnen können.

Als nächstes hoffen wir, (den britischen Staatssekretär für Nordirland) Owen Patterson im Oktober zu treffen. Wir haben ein Treffen mit (dem britischen Premierminister) David Cameron angefragt und hoffen, im Dezember das Weiße Haus in Washington DC zu besuchen."

Briege Voyle dankte den Familien der Bloody Sunday Kampagne, die von Derry nach Belfast gekommen waren, um die Präsentation des neuen Flyers zu unterstützen:

"Die Bloody Sunday Familien haben eine Entschuldigung (vom britischen Premierminister) erhalten und ich denke, wir verdienen ebenfalls eine Entschuldigung."

Ballymurphy und Bloody Sunday

John Kelly eröffnete die Veranstaltung als Repräsentant der Familien der Bloody Sunday Opfer. Er sprach darüber, wie er in die Kampagne der Ballymurphy Familien involviert wurde, nachdem er einen Vortrag auf dem Festival Féile an Phobail (West Belfast Festival) im Sommer gehalten hatte.

"Die Berichte brachen mir das Herz. Ich war völlig fertig, als ich das hörte - Berichte von offenem Mord und der fürchterlichen Brutalität des Parachute Regiments, des selben Regiments, das verantwortlich für dieselbe mörderische Brutalität war, die in Derry an Bloody Sunday gezeigt wurde," sagte Herr Kelly, der seinen 17-jährigen Bruder Michael durch Bloody Sunday verlor.

"Das Ballymurphy Massaker ereignete sich sechs Monate vor Bloody Sunday. Alle diese Morde, die die britische Armee um diese Zeit verübte, trugen dazu bei, den Maßstab zu setzen, dass britische Soldaten immun vor Verfolgung waren und wussten, dass sie für Mord nicht zur Rechenschaft gezogen werden würden und konnten.

"Wir wissen, dass die britischen Staatsorgane, von der Regierung bis zur Staatsanwaltschaft, mitgeholfen haben, diese Kultur der Straflosigkeit zu fördern und zu ermutigen."

John Kelly plädierte dafür, die Verantwortlichen für die beiden Massaker zur Rechenschaft zu ziehen.

"Ballymurphy und Bloody Sunday stehen nebeneinander in der Geschichte als Massaker der britischen Armee. Ich kann Euch versprechen, dass wir nach dem Saville Bericht den Mord an unseren Lieben nicht einfach auf sich beruhen lassen und sie sich hoffentlich am Ende für ihre Taten verantworten müssen.

Wir haben durch den Saville Bericht ein Stück Gerechtigkeit erreicht und wir hoffen, die Familien hier erreichen dasselbe. Die Bloody Sunday Familien werden die Familien der Opfer des Ballymurphy Massakers immer unterstützen, genauso wie alle anderen Opfer, die Wahrheit und Gerechtigkeit suchen.

Hoffentlich wird dieser Flyer seine Runde durch die Welt machen, wird den Menschen erklären, welche Arten von Verbrechen und Gräueltaten die britische Armee gegen unschuldige Iren verübte. Er wird dann seinen Beitrag dazu leisten, dass diese Familien die Wahrheit und die Gerechtigkeit finden, die sie verdienen."

Eine unabhängige Untersuchung und eine Entschuldigung

Sinn Féin President Gerry Adams begrüßte die Ballymurphy Familien in Stormont und sagte:

"Die Berichte, wie die elf Menschen in Ballymurphy ermordet wurden, haben verblüffende Ähnlichkeit mit den Berichten der Bloody Sunday Familien. Die Familien haben die Umstände, unter denen ihre Angehörigen zu Tode gekommen sind, intensiv recherchiert. Sie sind zur Überzeugung gekommen, dass nicht alle Fakten über die Schüsse veröffentlicht wurden und dass die Tötungen nicht richtig untersucht wurden. Sie haben außerdem Bedenken hinsichtlich der gerichtlichen Untersuchungen, die durchgeführt wurden.

Im Juli gab die Katholische Kirche Dokumente des Archivs frei, die im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ballymurphy im August 1971 stehen. Darunter sind neue Augenzeugenberichte, die die Hypothese der Familien stärken, dass wichtiges Belastungsmaterial zurückgehalten wurde.

Die Forderung der Familien ist sehr klar. Sie wollen Wahrheit. Sie führen eine Kampagne für eine unabhängige internationale Untersuchung der genauen Umstände der elf Tötungen. Sie fordern eine Erklärung, dass ihre Familienangehörigen unschuldig waren und eine Entschuldigung der britischen Regierung."


Angelehnt an den Bericht der
Andersonstown News vom 27.9.2010


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Foto:
Briege Voyle, hier auf Einladung des Troops Out Movement im Rathaus im englischen Birmingham

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