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15. Juli 2009: es war die zweite Nacht mit Ausschreitungen, nachdem Oranierorden am Montag, den 13. Juli, gegen den Willen der Anwohner durch das irische Viertel Ardoyne marschieren durften. Das Interview mit Gerry Kelly, der in Ardoyne die Mehrheit der Anwohner repräsentiert, wurde am Tag nach den ersten Ausschreitungen geführt.

"Oranierorden sind die einzigen Organisationen,

die zum Friedensprozess ...

bisher keinerlei positiven Beitrag geleistet haben."

15.7.2009 | Interview mit Gerry Kelly (Sinn Féin) aus Ardoyne

Die Oranierorden sind die einzigen Organisationen, die zum Friedensprozess und zum politischen Prozess bisher keinerlei positiven Beitrag geleistet haben. Wenn sie gewillt wären, diesen Prozess zu unterstützen, ... würden sie nicht einen anti-katholischen Aufmarsch durch dieses Viertel erzwingen.

Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite brachten am Nachmittag eine Reihe kleiner Gruppen, ich glaube Eirigi, die Real IRA, oder wie immer sie sich nennen, und weitere Splittergruppen Leute hierher. Ihr Ziel war, Ausschreitungen zu initiieren, die Auseinandersetzung wieder auf eine Ebene "Katholiken gegen Protestanten" herunterzuziehen. Sie kümmern sich nicht um die Leute, die hier leben und um deren Sicherheit. Heute morgen haben Kinder ein Gewehr gefunden. Ich gehe davon aus, es sollte verwendet werden. Denken wir mal zurück. Jeder der alt genug ist, weiss, dass seit Anfang der siebziger Jahre niemand mehr Gewehre oder irgendwelche Waffen in Situationen verwendet hat, in denen Ausschreitungen zu befürchten waren, weil in solchen Fällen Unbeteiligte getötet werden. Eine solche Haltung wurde gestern hier hergebracht. Die Mehrheit dieser Leute sind nicht aus diesem Viertel und haben den Leuten hier nichts zu bieten ausser Leid.

Gerry, als ich vorhin da stand, machte mich ein Polizist darauf aufmerksam, dass da ein Mann mit Gewehr stand. Was ist Deine Reaktion auf diese Art Protest.

Oh, meine Reaktion ist einfach. Die Menschen hier haben zu einem friedlichen Protest aufgerufen. Sie wollen nicht, dass die Oranier hier marschieren, aber sie wollen in friedlicher Weise dagegen protestieren. Die Leute, die von ausserhalb kamen, gehören zu kleinen Splittergruppen und wollen Unfrieden stiften. Ein Gewehr ist in dieser Situation gleichbedeutend mit völligem Irrsinn. In einer solchen Situation Waffen einzusetzen, führt zum Tod unschuldiger Menschen. Jeder Mensch mit Gespür, der etwas über Konflikte weiss, versteht das.

Heisst das, Gerry Kelly, dass Sinn Fein keinen Einfluss hatte, um das zu verhindern?

Wir haben Einfluss ... wir waren bei den Anwohnern und hatten zahlreiche Ordner. Was haben die Anwohner erreicht? Ihr Protest am Morgen gegen die Parade in Richtung Stadtmitte und am Nachmittag gegen die Rückkehrer war friedlich. Das war unser Einfluss. Das haben wir erreicht.

Wir können jedoch nicht verhindern, dass andere Leute ins Viertel kommen und versuchen, die ganze Situation in Nord Belfast in Richtung der alten Zeiten zu eskalieren. Ich bin absolut gegen Oraniermärsche in diesem Viertel, aber ich bin auch gegen diese Kleinstgruppen, die heute Nacht wieder weggehen. Sie leben nicht hier und schlafen heute nacht in ihren Betten, während die Leute hier sich den Kopf über die Folgen zerbrechen können, die ihre Aktionen hier anrichten.


Erstveröffentlichung:
Video des Interviews, BBC, 14. Juli 2009 weiterlesen >>

Deutsche Übersetzung des Interviews in leicht gekürzter Form.


Foto:
Gerry Kelly in Ardoyne ,


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