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IRA ordnet Ende des bewaffneten Kampfes an
28. Juli 2005
Vollständiger Wortlaut der Erklärung, die von Seanna Walsh (siehe Foto) verlesen wurde:
Die Führung von Óglaigh na hÉireann hat ein Ende ihres bewaffneten Kampfes
angeordnet.
Es wird heute um 16.00 wirksam.
Alle IRA-Einheiten wurden angewiesen, ihre Waffen abzugeben. Alle
IRA-Aktivisten wurden instruiert, die Entwicklung von rein politischen und
demokratischen Initiativen durch ausschließlich friedliche Mittel zu
unterstützen. IRA-Aktivisten dürfen sich an keinen andersgearteten Aktionen
beteiligen.
Die Führung der IRA hat unseren Repräsentanten legitimiert, mit dem IICD
(International Independent Commission on Decommissioning, das Gremium unter
Führung des kanadischen Ex-Generals John de Chastellain überwacht gemäß
Karfreitagsabkommen Entwaffnungsaktionen der Konfliktparteien) Kontakt
aufzunehmen, um den Prozess abzuschließen, Waffen verifizierbar unbrauchbar
zu machen. Wir wollen diesen Prozess auf eine Art und Weise durchführen, die
das Vertrauen der Öffentlichkeit steigert, und ihn so schnell als möglich
abschließen.
Wir haben deshalb zwei unabhängige Zeugen, jeweils einen von der
katholischen und der protestantischen Kirche, gebeten, die Aktionen zu
bezeugen.
Der IRA Armeerat hat diese Entscheidung als Ergebnis einer internen
Diskussion und eines Beratungsprozesses mit den IRA-Einheiten und den
Mitgliedern getroffen.
Wir begrüßen die offene und gradlinige Art und Weise, in der der
Beratungsprozess durchgeführt wurde und schätzen die Tiefe und den Inhalt
der Beiträge. Wir sind stolz auf die kameradschaftliche Art, in der diese
wirklich historische Diskussion geführt wurde.
Das Ergebnis unserer Konsultationen zeigte eine äußerst starke Unterstützung
der IRA Mitglieder für die Friedensstrategie von Sinn Féin.
Es gibt große Besorgnis über das Versagen der (irischen und der britischen)
Regierung, sowie der Unionisten, sich am Friedensprozess vollständig zu
beteiligen. Dies hat zu großen Schwierigkeiten geführt.
Die überwältigende Mehrheit der Menschen in Irland unterstützt den
Friedensprozess aus vollem Herzen.
Sie und auch die Unterstützer des Kampfes um irische Einheit in der ganzen
Welt erwarten die volle Umsetzung des Karfreitagsabkommens (Belfaster
Abkommen von 1998).
Unter Berücksichtigung aller Schwierigkeiten haben wir unsere Entscheidung
getroffen, um unsere republikanischen und demokratischen Ziele zu erreichen.
Dies schließt unser Ziel eines vereinigten Irlands ein. Wir glauben, dass es
nun einen alternativen Weg gibt, diese Ziele zu erreichen und die britische
Herrschaft in unserem Land zu beenden.
Es ist die Aufgabe aller unserer Aktivisten, hierbei Führungsstärke,
Willenskraft und Mut zu zeigen. Wir sind uns der Opfer unserer toten
Patrioten bewusst, der Opfer derer, die ins Gefängnis gingen, der
Aktivisten, ihrer Familien und der weiteren republikanischen Unterstützer.
Wir sind nach wie vor der Meinung, dass der bewaffnete Kampf legitim war.
Wir sind uns bewusst, dass viele Menschen in diesem Konflikt Leid erdulden
mussten. Dies ist ein zwingender Grund für alle Seiten, einen gerechten
und dauerhaften Frieden anzustreben.
Das Thema der Verteidigung der nationalistischen und republikanischen
Viertel wurde vielfach angesprochen. Die Gesellschaft hat die Verpflichtung,
sicherzustellen, dass es keine Wiederholung der Pogrome von 1969 und der
frühen 1970er Jahre geben wird. (Anmerkung der Übersetzerin: viele
betrachten die Pogrome und die Verteidigung der Viertel gegen Loyalisten und
Polizei durch die damals neue "Provisional IRA" als die Geburtsstunde der
modernen IRA).
Auch der Kampf gegen Sectarianism (Anmerkung der Übersetzerin: mit
religiösem Mäntelchen versehener, meist anti-katholisch oder anti-irisch
motivierter Rassismus, der seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens zu
über 700 Attacken mit Brandbomben auf irische Viertel geführt hat) liegt in
der allgemeinen Verantwortung.
Die IRA ist dem Ziel der irischen Einheit und Unabhängigkeit verpflichtet
und will dies durch die Bildung einer irischen Republik, so wie sie in der
Proklamation von 1916 skizziert wurde, erreichen.
Wir rufen zur größtmöglichen Einheit der irischen Republikaner auf, wo
immer sie sich befinden.
Wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam unsere Ziele erreichen.
Allen unseren Mitgliedern ist die Bedeutung unserer Entscheidung bewusst und
alle sind verpflichtet, die Anordnungen vollständig umzusetzen.
Es gibt nun die außerordentliche Möglichkeit, die enorme Energie und die
positive Haltung zum Friedensprozess zu nutzen. Dies ist unser Beitrag im
Bestreben, den Menschen in Irland Unabhängigkeit und Einheit zu bringen.
Die IRA ist dem Ziel der irischen Einheit und Unabhängigkeit verpflichtet
und will dies durch die Bildung einer irischen Republik, so wie sie in der
Proklamation von 1916 skizziert wurde, erreichen.
Wir haben unsere Entscheidung getroffen, um unsere republikanischen und
demokratischen Ziele zu erreichen. Dies schließt unser Ziel eines
vereinigten Irlands ein.
Wir glauben, dass es nun einen alternativen Weg gibt, diese Ziele zu
erreichen und die britische Herrschaft in unserem Land zu beenden.
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Übersetzung: Uschi Grandel,
Belfast, 28. Juli 2005
(Erläuterungen in Klammern)
Erklärung der IRA im Original:
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