Nordirland – 20. Jahrestag der Hungerstreiks von 1981 –

wir laden ein zu einer Veranstaltung

Samstag, 3. November 2001

“Unsere Antwort wird das Lachen unserer Kinder sein“

Bobby Sands, vom dem dieser Satz (in freier Übersetzung) stammt, starb am 5.Mai 1981 im Alter von 28 Jahren als erster von insgesamt 10 irisch republikanischen Gefangenen nach 65 Tagen Hungerstreik.

Er starb, obwohl er kurz zuvor in einer Nachwahl des nordirischen Wahkreises Fermanagh/ South Tyrone mit 30492 Stimmen zum Abgeordneten des britischen Unterhauses gewählt worden war. 

100 000 Menschen folgten seinem Sarg in Belfast, das indische Parlament widmete ihm eine Schweigeminute, in Paris und anderen Städten wurden Strassen nach Bobby Sands benannt, 30000 zogen in Solidarität mit den Hungerstreikern vor die britischen Botschaft in Dublin. Auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, gab es Solidaritätsdemonstrationen.

Kolonialmacht gegen Bürgerrechtsbewegung

1921 erzwang Großbritannien gegen den in einer demokratischen Wahl dokumentierten Willen von über 70% der gesamten Bevölkerung Irlands die Teilung der Insel. Im Jahre 1972, also 50 Jahre später, herrschte die Unionist Party (UP) immer noch ununterbrochen über den nordöstlichen Zipfel Irlands, dem sie ein Apartheidsystem aufgezwungen hatte, dessen Hauptziel anti-irische und anti-katholische Diskriminierung in allen Lebensbereichen war, egal ob es um Fragen des Wahlrechts, der Arbeitssuche oder der Zuteilung von Wohnraum ging. Im Jahr 1967 entstand im Zuge der weltweiten Emanzipationsbewegung auch in Nordirland eine Bürgerrechtsbewegung, The Northern Ireland Civil Rights Movement  (NICRA). Ihre Hauptthemen waren gleiche Rechte, faire Wahlen und menschenwürdige Wohnungen.   Die Antwort des Staates und radikaler Unionisten (später Loyalisten genannt) ließ nicht lange auf sich warten. Am 5. Oktober 1968 konnten Fernsehzuschauer weltweit einen ersten Eindruck von dem repressiven System bekommen. Friedlich demonstrierende Bürgerrechtler wurden von RUC-Polizisten eingekesselt und attackiert, die selbst vor bewußtlosen Verletzten nicht Halt machten. Die Versuche des NICRA, Nordirland mit friedlichen Mitteln zu reformieren, erstickten in den Belfaster Pogromen im August 1969. Innerhalb weniger Tage brannten Loyalisten unter den Augen der RUC Hunderte von Häusern Belfaster Katholiken nieder, und der größte Flüchtlingsstrom in Westeuropa seit dem 2. Weltkrieg setzte sich Richtung Republik Irland in Bewegung. In diesen Tagen wurde die im Osteraufstand 1916 enstandene IRA, die ihre Waffen Anfang der 60er Jahre entsorgt hatte, mit dem Namen Provisional IRA neu ins Leben gerufen.

Als die Republik Irland drohte, ihre kleine Armee in Nordirland einzusetzen, wurde im August 1969 die britische Armee zum "Schutz" der katholischen Bevölkerung entsandt. Mit dem Massaker, das britische Fallschirmjäger 1972 unter Zivilisten an Bloody Sunday in Derry anrichteten, verlor die britische Armee endgültig das letzte Vertrauen der zu schützenden Bevölkerung. Terror gegen die Zivilbevölkerung, Internierungen ohne Gerichtsverfahren, Folterzentren und Schnellgerichte waren Methoden der bewussten Militarisierung des Konfliktes durch die Briten, die jahrzehntelang den politischen Kampf um Gleichberechtigung verhinderten. Nach vorsichtigen Schätzungen haben allein irisch republikanische Gefangene während der 30 Jahre des militärischen Konflikts über 100.000 Jahre Internierung und Haft abgesessen.

Weltweite Solidarität gegen die Kriminalisierungspolitik von Margaret Thatcher

1981 konnte erstmalig wieder eine Massenbewegung mobilisiert werden - diesmal für den Kampf der republikanischen Gefangenen im Gefängnis Long-Kesh gegen die drohende Abschaffung des politischen Status, gegen ihre Kriminalisierung und gegen die unglaubliche Brutalität, die die britische Regierung auch hier gegen den Protest einsetzte. Am Ende dieser Auseinandersetzung um den politischen Status waren zehn republikanische Gefangene tot und die Kriminalisierungspolitik von Margaret Thatcher weltweit diskrediert.

Im Jahr 2001 finden weltweit Veranstaltungen und Kundgebungen zum 20. Jahrestag des Hungerstreiks statt.

Als Redner unserer Veranstaltung begrüßen wir

einen ehemaligen politischen Gefangenen aus Belfast, der damals durch diese Hölle gegangen ist und dazu beigetragen hat, im weiteren Verlauf dieses System in die Knie zu zwingen. Er wird aus seinen persönlichen Erfahrungen berichten und ist offen für Fragen zur Vergangenheit und Gegenwart des Konflikts.

 

Einige Fragen, die sich stellen:

In Irland wurden die im Laufe dieses Jahres durchgeführten Gedenkverstaltungen zu Massenveranstaltungen, die die kühnsten Erwartungen der Organisatoren weit übertrafen. Worin liegt die Bedeutung des damaligen Protests? 

Welche Rolle spielt die Periode des Hungerstreiks für die weitere Entwicklung, für den Friedensprozess?

Wie konnten irische Republikaner nur wenige Jahre später den Kampf  um ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben und Lernen im Gefängnis gewinnen und ein modernes, demokratisches Erziehungsmodell hervorbringen, das respektvoll „University of Freedom“ genannt wurde?

Welche Rolle spielten die Gefangenen in den Diskussionen um den Friedensprozess in den 90ern und ehemalige Gefangene in ihren Communities heute?

Es bleibt Zeit für eine ausführliche Diskussion, natürlich auch über die aktuelle Krise des Friedensprozesses in Nordirland und die derzeitige loyalistische Gewaltwelle in Nordbelfast.

Die Veranstaltung wird in englischer Sprache mit deutscher Übersetzung stattfinden.

Zeit und Ort

ö Samstag, 3. November 2001, Music-Pub Zebra in Hausen/Staffelstein ö

Ablauf

14 Uhr            Ausstellung zu den Hungerstreiks 1980/1981 und deren Hintergründe

15 Uhr            Veranstaltung „Unsere Antwort wird das Lachen unserer Kinder sein“

    mit einem Redner aus Belfast, Eintritt DM 15,-

ab 20 Uhr      Irish Night – mit irischer Musik und Guinness vom Fass

Mitfahrgelegenheit und Wegbeschreibung

Treff: Bamberger Bahnhof, 13.30

Ansonsten mit dem Auto von Bamberg auf der B173 Richtung Lichtenfels, kurz vor Lichtenfels halb links auf die ST2204, dann rechts abbiegen nach Staffelstein/Hausen.

Veranstalter, weitere Informationen und Anmeldung

Informationen bei Björn Eisele, Tel.: 0951/3029338, e-mail: fsf.balif@gmx.net

Anmeldung ist nicht erforderlich, wäre aber wünschenswert, Übernachtungsmöglichkeit bei  Anmeldung gegeben

Veranstalter ist die deutsche Irlandsolidarität, ein bundesweites Treffen verschiedener Irlandgruppen - http://www.irlandsolidaritaet.de/ . Wir danken dem Freundeskreis Sinn Fein Bamberg Lichtenfels - http://www.friends-of-sinnfein.de/  - für die  Hilfe bei der Vorbereitung und Organisation.

ViSdP.: Uschi Grandel, Holzhaussiedlung 15, 84069 Schierling, uschi@info-nordirland.de

ö Die Veranstaltung ist offen für jeden und jede! ö