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Collusion nennt man den Einsatz und die Steuerung pro-britischer Todesschwadronen durch britische staatliche Stellen. Mit allen Mitteln versucht die britische Regierung, Aufklärung über diese Praktiken des Staatsterrorismus zu verhindern, obwohl dank der jahrzehntelangen Hartnäckigkeit der betroffenen Familien immer mehr Indizien ans Tageslicht kommen. Die Untersuchung zum Mord an Rosemary Nelson begann im April 2008:

... eine der Fragen, der die Untersuchung wohl nachgehen wird: warum weigerte sich der britische Staat, sie zu beschützen? Das Auffälligste an Rosemary Nelsons Tod war, dass er so klar vorhersehbar war, sagt der Anwalt Philips. "Es erstaunt daher nicht, dass nach ihrem Tod viele wissen wollten, ob nicht mehr hätte getan werden können, um sie zu beschützen und ob ihr Mord hätte verhindert werden können."

Eine Reihe an Top-Offiziellen, darunter der Direktor und Koordinator des britischen Geheimdienstes im Norden, der Chef der (damaligen Polizeisondereinheit) Special Branch, Führungsoffiziere für Agenten verschiedener britischer Dienste wurden bereits befragt.

Unter den Befragten waren 19 Offiziere des Geheimdienstes MI5, 8 führende Offiziere des Geheimdienstes der britischen Armee, und 30 führende Polizeioffiziere bis zum Rang des stellvertretenden Polizeichefs ...

Text und Foto: An Phoblacht, 24. April 2008

Belfast Telegraph, 16. Mai 2008

Rechtsanwälte wurden oft von der Polizei bedroht,
erfährt der Untersuchungsausschuss

von Chris Thorton

Ein prominenter Rechtsanwalt berichtete dem Rosemary Nelson Untersuchungsausschuss gestern von den Kämpfen mit der (damaligen nordirischen Polizei) RUC wegen der Bedrohung von Rechtsanwälten - auch von einem Vorfall, als Polizeioffiziere ihm durch einen seiner KLienten ausrichten liessen, er würde wie der ermordete Rechtsanwalt Pat Finucane enden.

Barra McGrory — der erste Rechtsanwalt in Nordirland, der den Titel QC (Queens Council, der höchste Titel eines Anwalts in Grossbritannien) erhielt - berichtete dem Rosemary Nelson Untersuchungsausschuss, dass Rechtsanwälte einer bewussten und systematischen Bedrohung durch Polizeioffiziere ausgesetzt waren.

"Wir realisierten im Verhalten der RUC eine tiefe und übelwollende feindliche Geisteshaltung gegenüber Anwälten der Verteidigung," sagte er in seinem Bericht vor dem Untersuchungsausschuss.

Mr McGrory, der auch den Witwer von Rosemary Nelson, Paul, in der Untersuchung vertritt, ging gestern nachmittag in den Zeugenstand, um zu beschreiben, wie die Rechtsanwälte im Jahr vor Frau Nelsons Ermordung begannen, Bedrohungen durch Polizeioffiziere zu melden. Er berichtet, dass Frau Nelson besonders besorgt wegen der Drohungen war.

"Ich hatte verschiedene Gespräche mit ihr, im Gefängnis oder am Telefon. Das Thema kam jedesmal zur Sprache. Sie war besorgt darüber, dass der Mord an Pat Finucane so wenig Aufmerksamkeit erregte," erzählt er. Herr Finucane war 1989 ermordet worden. Frau Nelson wurde zehn Jahre später durch eine Autobombe ermordet, als sie von ihrem Haus in Lurgan wegfahren wollte.

Gestern sah der Untersuchungsausschuss die Erklärungen ihrer Klienten, die sie der Law Society weitergegeben hatte. Die Klienten beschrieben dar Bedrohungen gegen die Rechtsanwältin, die ihnen gegenüber ausgesprochen wurden. Einer ihrer Klienten sagte in seiner Erklärung, die Offiziere, die ihn verhaftet hatten, hätten ihm gesagt, Frau Nelson könne ihn diesmal nicht frei bekommen, weil sie bald tot sei. Er gab seine Erklärung ein Jahr vor ihrer Ermordung ab.

Herr McGrory berichtete, dass verschiedene Klienten ihm von Drohungen gegen seine Person berichtet hatten. Die Drohungen kamen von Polizeioffizieren während der Vernehmung. In einem Fall beschreibt er, wie er an einer Tankstelle parkte, um einen Klienten im Untersuchungsgefängnis Castlereagh zu besuchen. Dem Klienten wurde später aufgetragen, er sollte Herrn McGrory ausrichten, wenn er noch einmal dort parke, könnte er wie Pat Finucane enden.

Vor Mitte der 1990er Jahre "haben wir uns nicht viel um die Drohungen gekümmert," sagte er der Untersuchung. "Aus heutiger Sicht hätten wir das tun sollen." Er erzählt, dass viele Verteidiger nicht viel über die Situation nachgedacht hatten, weil es "harte Zeiten waren und sie es gewohnt waren."

Erst als die UN und andere Nicht-Regierungsorganisationen anfingen, Fragen zu den Drohungen zu stellen, "realisierten wir, wie schlimm wir behandelt wurden und wie gefährlich das war," sagte er. Herr McGrory berichtet, dass die Rechtsanwälte wenige offizielle Beschweren einreichten, weil "wir kein Vertrauen in das Beschwerdesystem hatten." Da es keine unabhängigen Zeugen gab, war es ein Fall von Aussage gegen Aussage und "die Polizei würde immer einem anderen Polizisten trauen, wenn der eine Bedrohung abstreite."

Die Bedrohungen hörten apprupt auf, als eingeführt wurde, die Verhöre aufzunehmen.


Übersetzung: Uschi Grandel, http://archiv.info-nordirland.de/, 18. Mai 2008 (Erläuterungen in Klammern)
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