An Phoblacht/Republican News · Thursday 1 November 2001 · http://www.irlnet.com/aprn/
Solidarität für Kinder und Eltern der Holy Cross Schule
Ende letzter Woche freuten sich die Eltern und Kinder der Holy Cross Schule im Norden Belfasts wie lange nicht mehr auf das herannahende Wochenende.
Diesmal nicht nur deshalb, weil jedes Wochende die hasserfüllte Kampagne der Loyalisten unterbricht, der sie seit Schulbeginn im September ununterbrochen ausgesetzt sind, sondern vor allem, weil dieses Wochenende eine Woche Halloween-Ferien beginnen.
Der Sprecher der Elterngruppe "Recht auf Erziehung", Brendan Mailey, gab seiner Hoffnung Ausdruck, die Pause würde "die Möglichkeit für Gespräche eröffnen" und er erneuerte seinen Appell an die Bewohner von Glenbryn. "Unsere Tür ist immer offen," sagte er.
In Wahrheit war jedes Angebot für ernsthaften Dialog von vornherein gescheitert. Loyalisten machten ihre Absicht sehr deutlich, als sie am Mittwoch, den 24. Oktober, drei weitere katholische Schulen in Nordbelfast blockierten.
Die Sinn Fein Stadträtin Margaret McClenaghan berichtete, dass Loyalisten die Crumlin Road blockierten, um Eltern und Kinder der Mercy Grundschule von ihrem Rückweg nach Ardoyne abzuschneiden. Loyalistische Aktionen hinderten ausserdem Schüler der St Gabriel's Boys Schule und der Our Lady of Mercy Girls Schule daran, nach Hause zu gehen.
"Das war ein klarer Versuch der Loyalisten, den Holy Cross Protest zu eskalieren," sagte die Stadträtin. Wir haben immer noch die Worte eines älteren Anwohners von Glenbryn im Ohr, der in einem Interview in den ersten Tagen des Protests fragte: "warum gibt es überhaupt vier "Fenier"-Schulen in dieser Gegend?" (Fenier ist ein Schimpfwort von Unionisten für Iren, Anm. d. Übersetzerin)
Margaret McClenaghan fügte hinzu, dass trotz aller Versuche der Eltern der Holy Cross Kinder, mit den Vertretern der Loyalisten zu verhandeln, diese Gespräche verweigerten. "Sie haben ausserdem bereits erreichte Vereinbarungen zurückgenommen. Es sieht nun so aus, als ob die Loyalisten das Fass durch die Blockade von drei weiteren Schulen zum Überlaufen bringen wollen."
Sinn Fein Stadtrat Gerard Brophy berichtete wenig später, dass ein Bus, der die Kinder auf einem alternativen Weg an der Blockade vorbeibringen sollte, von Loyalisten im Bereich Duncairn Gardens angegriffen wurde. "Die Tatsache, dass die RUC nichts gegen die Blockade der Crumlin Road unternahm und stattdessen Nationalisten angriff, die an den Ort eilten, an dem der Bus attackiert wurde, unterstreicht erneut, warum die RUC für Nationalisten nicht akzeptierbar ist," sagte er.
'TRICK OR TREAT'
Als die Kinder sich am Freitag morgen an der Gabelung von Alliance Avenue und Ardoyne Road versammelten, war die Karnevalstimmung zu spüren. Die Kinder waren für die Halloween-Party verkleidet und freuten sich sichtlich.
Manche Eltern waren auch verkleidet und auch Laurel und Hardy waren anwesend, wenn auch ihre Botschaft für die loyalistischen Protestierer etwas politischer war, als sonst von ihren Slapsticks gewohnt.
Man muss nicht extra erwähnen, dass die Anwohner von Glenbryn die gute Stimmung nicht gerade beflügelten. "Trick or treat", schrie ein etwa dreissigjähriger Mann, als Kinder und Eltern passierten, eine kranke Anspielung auf das Greysteel Massaker im Jahre 1993 in der Rising Sun Bar im Landkreis Derry, bei dem sieben Personen von der UDA ermordet wurden.
Die UDA Todesschwadronen stürmten damals in die Bar, schrien "Trick of Treat" in die Halloween -Party, bevor sie um sich schossen.
Wenn noch ein Zweifel an der Intention des Mannes blieb, der dies den Kindern morgens zurief, so war jeder Zweifel am Mittag zerstreut, als einer der Protestierer ein Plakat mit der Aufschrift "TRick or Treat" hochhielt. Auf dem Plakat war ausserdem der UDA-Boss Johnny Adair vor dem Wandgemälde "Der Tod" zu sehen, das er im Bezirk Lower Shankill malen lies.
Ein interessanter Aspekt kam zutage, als Loyalisten Eltern attackierten, die versuchten, als Beweismaterial für spätere rechtliche Schritte Protestierer mit Camcordern und Photoapparaten zu filmen. Nach einigen Treffen erklärte sich die Elterngruppe "Recht auf Erziehung" bereit, nicht zu filmen.
Am Freitag versuchte eine Protestiererin, Presseleute am Filmen zu hindern. In dem Handgemenge, das losbrach, wurde ein zweiter Loyalist verhaftet. Die vergrößerten Photos der Holy Cross Eltern hängen an der Wand des Gemeindezentrums in Glenbryn.
Der Holy Cross Pfarrer Aidan Troy beschwerte sich bei der RUC über Anwohner, die Eltern und Kinder filmten, als sie am Freitag aus der Schule kamen.
SÜSSIGKEITEN UND BLUMEN
Als Kinder und Eltern am Freitag durch die Barrikade der britischen Armee kamen, wurden sie in einem Akt der Solidarität von über 100 Westbelfastern begrüßt. Die Kinder erhielten Süßigkeiten und Knabbereien, die Mütter Blumen. Ein kleiner Akt der Solidarität, damit Kinder, Eltern und die Menschen in Ardoyne wissen, dass sie angesichts der loyalistischen Gewalt nicht alleine stehen.
DEMONSTRATION ZUR UNTERSTÜTZUNG DER KINDER
Diese Botschaft wurde am Samstag in Belfasts Stadtzentrum wiederholt. Über 600 Menschen aus allen Teilen Belfasts demonstrierten vor der Stadthalle. Eamon McCann und die Bürgerrechtskämpferin der 1960er Bewegung, Bernadette McAliskey, hielten eine Rede.
Der Sinn Fein Abgeordnete Gerry Kelly und die Abgeordnete für Fermanagh/South Tyrone, Michelle Gildernew, nahmen an der Demonstration teil.
Vater Gary Donegan, ein Kurate von Ardoyne, der mit Vater Troy täglich die Kinder auf ihrem Schulweg begleitet, hielt ebenfalls eine Rede.
Vater Troy konnte wegen des Todes seines Vaters nicht an der Demonstration teilnehmen.
Übersetzung: Uschi Grandel, 7.11.2001