Sunday Times, 26.8.2001
Die britische Regierung "hält Untersuchung zu Bombenattentaten auf"
English original version by Liam Clarke
Eine offizielle Untersuchung der Bombenanschläge in Dublin und Monaghan wird
wahrscheinlich bald eingestellt, es sei denn die Britische Regierung
kooperiert.
Britische Behörden wurden aufgefordert, militärische und geheimdienstliche
Berichte über die loyalistischen Angriffe von 1974, die 33 Tote forderten,
vorzulegen. Aber Henry Barron, der zuständige pensionierte Richter der
Untersuchung, ist bekannt für seine Ungeduld bei der verzögerten Übergabe von
Dokumenten und hat Freunden erzählt, dass die Untersuchung schnell abgewickelt
werden könnte, wenn die Unterlagen vorlägen.
Barron, von der irischen Regierung beauftragt, untersucht die Anschuldigung, dass
der Sprengstoff und das Know-How für die Angriffe von Personen innerhalb der
Britischen Armee stammen.
Der Anwalt Greg O'Neill, der die Familien der Opfer vertritt, erklärte gestern
abend: "Der Richter und sein Stab können nicht endlos auf die Britische
Regierung warten. Ich erwarte, dass er seine Entscheidung im September oder
Oktober treffen wird. Er hat die Möglichkeit, entweder seine Untersuchungen abzuschließen
und zu sagen, dass er von der Britischen Regierung keine Unterstützung erhalten
hat oder aber den Abschluß der Untersuchungen so lange aufzuschieben, bis er
die Unterstützung erhält."
Im März hatte Barron die Britische Regierung um alle militärischen und
geheimdienstlichen Unterlagen über diese Angriffe ersucht, zusammen mit militärischen
und polizeilichen Bewertungen der
Verdächtigen. Die irische Regierung hatte diese Information bereits im Dezember
1999 angefordert.
Versicherungen der britischen Regierung, des damaligen Ministers für Sicherheit,
Adam Ingram, und der jetzigen Ministerin, Jane Kennedy, dass die Unterlagen zur
Verfügung gestellt würden, blieben leere Versprechungen.
Die Angelegenheit ist heikel aufgrund der Anschuldigungen, dass einige
Mitglieder der Ulster Volunteer Force, der paramilitärischen Organisation, die
für die Bomben-Attentate in Dublin und Monaghan verantwortlich war, militärische
Agenten waren und von Mitgliedern der Sicherheitskräfte unterstützt wurden.
Diese Anschuldigungen werden durch die Aussagen von John Weir untermauert. John
Weir ist ehemaliger Sergeant der RUC und für Beihilfe bei der Ermordung eines
Katholiken durch Loyalisten inhaftiert.
Barron hat Weir nun vernommen. Der ehemalige RUC Offizier behauptet, dass die
Autobombe von Monaghan im Haus eines ehemaligen Reservisten der RUC in der
Provinz Armagh hergestellt wurde und, dass der Sprengstoff von einem Geschäftsmann
geliefert wurde, der ein Teilzeit-Offizier im Ulster Defense Regiment (UDR) war,
das ein Teil der britischen Armee ist. Weir sagte, der Bombenanschlag sei von
Billy Hanna organisiert worden, der ein Armagh Mitglied der UVF und UDR war und
später als vermeintlicher Verräter von loyalistischen Paramilitärs ermordet
wurde.
Barron liegt außerdem der Bericht eines ehemaligen Sprengstoff- Experten der britischen
Armee vor, der aussagt, dass die Dublin Bombe aus ANFO (Ammonium-Nitrat
Treibstoff Öl) besteht, einem Hausrezept der IRA, das die Loyalisten nicht
herstellen konnten. ANFO besteht aus Ammonium-Nitrat Granulat besteht, das in Düngemitteln
vorkommt.
Der Experte, der zur Zeit der Anschläge bei der Bomben-Entschärfung arbeitete,
meint, die einzige Möglichkeit für die UVF, an einen ANFO-Vorrat zu gelangen,
ist durch von Sicherheitskräften beschlagnahmte IRA-Bestände.
Die schwerwiegendste Folgerung aus dem 100-seitigen Bericht ist, dass die
"loyalistischen Terroristen, die diese Anschläge durchgeführt haben,
zumindest von jemandem angeleitet, eher aber angeführt wurden, der ein beträchtliches
Wissen über terroristische Bombenanschläge hat. Die wahrscheinlichste
Personenkreis ist hier ein Technischer Munitionsoffizier oder Munitionstechniker
mit Erfahrung in geheimdienstlichen Abläufen und Verfahren und dem Kontakt zu
loyalistischen Terroristen.
Der Bericht grenzt dies auf etwa 5 Leute ein, deren Namen jedoch nicht genannt
werden, wovon einer ein höherer Beamter im Verteidigungsministerium in London
ist.
Der Sprengstoff-Experte folgert, dass die Monaghan Bombe, die 90 Minuten nach
der Dublin Explosion hochging und 8 Menschen tötete, eine Standard
UVF-Konstruktion war und wahrscheinlich zur Ablenkung gezündet wurde, so dass
die Dublin Bombenleger entkommen konnten.
Die 3 Dublin Bomben explodierten zeitgleich, ohne Warnung, verursachten ein
Massaker und ein Maximum an Verwüstung. Der Bericht sagt: "Loyalistische
Terrorgruppen hatten 1974 nicht die Kenntnisse so eine Unternehmung durchzuführen.
Darüberhinaus glaube ich nicht, dass sie sie jemals besessen haben, da sich
sonst eine ähnlich komplexe Operation wiederholt hätte."
AN OFFICIAL inquiry into the Dublin and Monaghan bombings is likely to end in the next few months unless the British government co-operates with it.
British authorities have been asked to supply military and intelligence reports about the 1974 loyalist attacks, which claimed 33 lives. But Henry Barron, the retired judge in charge of the inquiry, is known to be impatient with their delays in handing over the documents and has told friends that his investigation could be wrapped up quickly if he got the information.
Barron, appointed by the Irish government, is examining claims that explosives and expertise for the attacks were supplied by rogue elements within the British Army.
Last night Greg O'Neill, a solicitor representing the victims' families, said: "The judge and his staff cannot wait for the British government indefinitely. I expect him to make a decision in September or October. He could wind up his inquiries and say that he did not receive co-operation from the British government, or delay concluding his report to see whether he gets co-operation."
In March, Barron formally asked the British government for all intelligence and military information it held on the attacks, together with military and security assessments of the suspects. The Irish government has been requesting the information since December 1999.
There have been assurances from Downing Street, Adam Ingram, the former Northern Ireland security minister, and Jane Kennedy, the current minister, that the information would be provided but nothing has been forthcoming.
The issue is a sensitive one because of claims that members of the Ulster Volunteer Force (UVF) team that bombed Dublin and Monaghan had been military intelligence agents and were assisted by members of the security forces. These claims were backed by John Weir, a former RUC sergeant jailed for colluding with loyalists in the murder of a Catholic.
Barron has now interviewed Weir. The former RUC officer claims the Monaghan car bomb was loaded at the Co Armagh home of a former RUC reservist and that the explosives were supplied by a businessman who was a part-time officer in the Ulster Defence Regiment (UDR), part of the British Army. Weir said the bombing was organised by Billy Hanna, an Armagh member of the UVF and UDR, later murdered on suspicion of being an informer by loyalist paramilitaries.
Barron has also been studying a report from a former British Army bomb disposal expert which suggests that the Dublin bombs were made from ANFO (ammonium nitrate fuel oil), an IRA home-made explosive that the loyalists were incapable of manufacturing.
The expert, who worked in bomb disposal at the time of the attacks, suggests that the only way the UVF could have obtained supplies of ANFO, which is made from ammonium nitrate prills (granules) found in fertiliser, was from stocks seized by the security forces.
The most damning conclusion of his 100-page report is that "the loyalist terrorists who undertook this operation were at least guided, and very likely directed, by somebody with considerable knowledge of terrorist bombing activities. The most likely sort of person who could have provided that guidance is an ammunition technical officer or ammunition technician with experience of intelligence processes and practices and who had access to loyalist terrorists".
The report narrows this down to about five people, who are not named, one of whom is now a senior official in the Ministry of Defence in London.
The explosives expert concludes that the Monaghan bomb, which detonated 90 minutes after the Dublin blasts and killed eight people, was of standard UVF construction and was probably set off as a diversion to allow the Dublin bombers to escape.
The three Dublin bombs went off simultaneously without warning to cause maximum carnage. The report says: "Loyalist terrorist groups did not have the skills to undertake this operation in 1974. Further, I do not believe they have ever possessed them, otherwise a similarly complex operation would have been repeated."
Übersetzung: 29.08.2001,
Karen