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... "Ihr bekämpft die Menschen, massakriert sie, Ihr fallt in Ihr Land ein und besetzt es.
Und dann wundert Ihr Euch, warum sie sich völlig ohne Grund gegen Euch wenden." ...

Sunday Journal, 13. Januar 2008:

Das Problem mit dem Krieg

von Mary Nelis

Erwähne nicht den Krieg. Erwähne nicht die Tatsache, dass Tausende britischer Soldaten die Autobahnen und Nebenwege dieses kleinen Fleckchens Erde für mehr als dreißig Jahre besetzten. Alle von ihnen hatten eine Lizenz zu töten. "Die Profis", die Fuß-Soldaten der britischen Regierung, müssen sich manchmal gefragt haben, was sie hier eigentlich tun. In den Worten eines Oberst (der britischen Armee) aus einem Fernsehinterview, die "Kaffern haben alle weiße Haut".

Seit dem Tag , an dem die britischen Soldaten im Jahre 1969 Stacheldrahtbarrieren um die irischen Viertel hochzogen und verängstigte Menschen sie als Befreier vom Hass der religiös-rassistischen, bewaffneten Milizen der sechs Grafschaften (d.h. Nordirlands) begrüßten, hätten nur wenige erwartet, dass sie dreißig Jahre später immer noch hier seien.

Aber es war kein Krieg, es gab nur ein paar Probleme, Troubles eben. Oder nicht?

Um die paar Probleme zu bewältigen, benötigten sie rund 30.000 ausgebildete britische Soldaten, Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Waffen. Es war kein Krieg, schmutzig oder wie auch immer geführt, obwohl 763 hochtrainierte Soldaten während der Troubles getötet wurden. Eine Karikatur in einem lokalen Magazin fasste das alles in einer Bildunterschrift zusammen: "Ihr bekämpft die Menschen, massakriert sie, Ihr fallt in Ihr Land ein und besetzt es. Und dann wundert Ihr Euch, warum sie sich völlig ohne Grund gegen Euch wenden."

Letzte Woche waren (pro-britische) Unionisten aller Schattierungen und zu einem geringeren Grad auch die SDLP entsetzt, wie jemand das, was im Norden (Irlands) in den letzten dreißig Jahren geschehen ist, als Krieg bezeichnen könne. Eine Beratergruppe, von der britschen Regierung eingesetzt, (um einen Vorschlag zur Aufarbeitung der Vergangenheit zu erarbeiten), liess ihren Vorschlag an die britische Regierung durchsickern. Die britische Regierung solle öffentlich erklären, sie habe einen Krieg gegen die IRA geführt. Die Auswirkung einer solchen Erklärung wäre, die Protagonisten dieses Kriegs zu legitimieren. Unionistische Politiker, die seit Jahren von der IRA eine Erklärung gefordert hatten, dass ihr Krieg zu Ende sei, bemerken plötzlich, dass diese Forderung die Freiwilligen der IRA (und damit ihren Kampf) legitimiert. Und nun fordern sie von den Briten, dies zu verweigern.

Darüber hinaus fordern sie, die Namen der Soldaten der britischen Armee und der UDR/RIR, die im Konflikt getötet wurden, auf den Kriegsdenkmälern festzuhalten.

Die Menschen sollen akzeptieren, daß der blutige Konflikt der letzten drei Jahrzehnte das Resultat 'einiger Probleme' war. Obwohl dauerhaft zu jedem betrachteten Zeitpunkt etwa 27.000 britische Soldaten und weitere 18.000 'Kräfte aus Ulster' (unionistischer Name für Nordirland) involviert waren, womit ein Vollzeit-Soldat auf neunundsechzig Menschen im Norden kam. Auf dem Höhepunkt dieser ‘troubles’ waren fünfzehn Battalione der britischen Armee alleine in Belfast stationiert - mehr, als seither in den Kriegen im Irak und in Afghanistan zusammen eingesetzt wurden.

Im britischen Unterhaus bedrängte letzte Woche Nigel Dodds (ein Belfaster Abgeordneter der DUP) den britischen Premierminister, nicht "Terroristen und Kriminelle durch die Beschreibung ihres schmutzigen, terroristischen Kriegs als Krieg aufzuwerten". Brown liess sich darauf nicht ein.


Übersetzung: Uschi Grandel, http://archiv.info-nordirland.de/, 20. Januar 2008 (Erläuterungen in Klammern)

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