... "Ihr bekämpft die Menschen, massakriert sie, Ihr fallt in Ihr Land ein und besetzt es.
Und dann wundert Ihr Euch, warum sie sich völlig ohne Grund gegen Euch wenden." ...
Erwähne nicht den Krieg. Erwähne nicht die Tatsache, dass Tausende
britischer Soldaten die Autobahnen und Nebenwege dieses kleinen Fleckchens Erde
für mehr als dreißig Jahre besetzten. Alle von ihnen hatten eine Lizenz zu
töten. "Die Profis", die Fuß-Soldaten der britischen Regierung, müssen sich manchmal gefragt haben, was sie hier
eigentlich tun. In den Worten eines Oberst (der britischen Armee) aus einem Fernsehinterview,
die "Kaffern haben alle weiße Haut".
Seit dem Tag , an dem die britischen Soldaten im Jahre 1969 Stacheldrahtbarrieren um die irischen Viertel
hochzogen und verängstigte Menschen sie als Befreier vom Hass der religiös-rassistischen, bewaffneten Milizen der
sechs Grafschaften (d.h. Nordirlands) begrüßten, hätten nur wenige erwartet, dass sie dreißig Jahre später
immer noch hier seien.
Aber es war kein Krieg, es gab nur ein paar Probleme, Troubles eben. Oder nicht?
Um die paar Probleme zu bewältigen, benötigten sie rund 30.000 ausgebildete britische Soldaten, Panzer, gepanzerte
Fahrzeuge und Waffen. Es war kein Krieg, schmutzig oder wie auch immer geführt, obwohl 763 hochtrainierte
Soldaten während der Troubles getötet wurden. Eine Karikatur in einem
lokalen Magazin fasste das alles in einer Bildunterschrift zusammen:
"Ihr bekämpft die Menschen, massakriert sie, Ihr fallt in Ihr Land ein und besetzt es. Und dann wundert Ihr Euch,
warum sie sich völlig ohne Grund gegen Euch wenden."
Letzte Woche waren (pro-britische) Unionisten aller Schattierungen und zu einem geringeren Grad auch die SDLP
entsetzt, wie jemand das, was im Norden (Irlands) in den letzten dreißig Jahren geschehen ist, als Krieg bezeichnen
könne. Eine Beratergruppe, von der britschen Regierung eingesetzt, (um einen Vorschlag zur Aufarbeitung der
Vergangenheit zu erarbeiten), liess ihren Vorschlag an die britische Regierung durchsickern. Die britische Regierung
solle öffentlich erklären, sie habe einen Krieg gegen die IRA geführt. Die Auswirkung einer solchen Erklärung wäre, die
Protagonisten dieses Kriegs zu legitimieren. Unionistische Politiker, die seit Jahren von der IRA eine Erklärung
gefordert hatten, dass ihr Krieg zu Ende sei, bemerken plötzlich, dass diese Forderung die Freiwilligen der IRA
(und damit ihren Kampf) legitimiert. Und nun fordern sie von den Briten, dies zu verweigern.
Darüber hinaus fordern sie, die Namen der Soldaten der britischen Armee und der UDR/RIR, die im Konflikt getötet
wurden, auf den Kriegsdenkmälern festzuhalten.
Die Menschen sollen akzeptieren, daß der blutige Konflikt der letzten drei Jahrzehnte das Resultat
'einiger Probleme' war. Obwohl dauerhaft zu jedem betrachteten Zeitpunkt etwa 27.000
britische Soldaten und weitere 18.000 'Kräfte aus Ulster' (unionistischer Name
für Nordirland) involviert waren, womit ein Vollzeit-Soldat auf neunundsechzig Menschen im Norden kam.
Auf dem Höhepunkt dieser ‘troubles’ waren fünfzehn Battalione
der britischen Armee alleine in Belfast stationiert - mehr, als seither in den Kriegen im Irak und in Afghanistan
zusammen eingesetzt wurden.
Im britischen Unterhaus bedrängte letzte Woche Nigel Dodds (ein Belfaster Abgeordneter der DUP) den britischen
Premierminister, nicht "Terroristen und Kriminelle durch die Beschreibung ihres schmutzigen, terroristischen Kriegs
als Krieg aufzuwerten". Brown liess sich darauf nicht ein.
Übersetzung: Uschi Grandel, http://archiv.info-nordirland.de/, 20. Januar 2008
(Erläuterungen in Klammern)