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Die britische und die irische Regierung begrüssen die Erklärung der UDA, dass die Ulster Freedom Fighters (UFF) gestern um Mitternacht deaktiviert wurden und ihre Waffen "ausser Reichweite" gebracht werden.

Irish Times, 12. November 2007

Irish News, 15. November 2007

Der letzte Stunt wird die UDA nicht verschwinden lassen

Von Brian Feeney

Es ist schon deprimierend, wie viele Medien die irreführende Aussage des (britischen Nordirlandsministeriums) NIO übernommen haben, die UDA (Ulster Defence Association) habe "ihren militärischen Flügel" deaktiviert.

Eine Klarstellung gleich zu Anfang: die UDA hatte nie einen militärischen Flügel. Die sogenannte UFF (Ulster Freedom Fighters) existierte nie als eine von der UDA getrennte Einheit. Der Deckname UFF wurde 1973 erfunden, als die UDA-Bosse fürchteten, die (britische) Regierung würde die Gruppe wegen der abstossenden Blutrünstigkeit ihrer Tötungsorgien in diesem Jahr verbieten. Ganz besonders scheussliche Morde wurden der UFF zugeschrieben, aber das hielt die UDA Mitglieder nicht davon ab, Katholiken umzubringen.

War John White in einem Verein, der UFF hiess? Natürlich nicht. Seine perversen Messermorde beging er als Teil einer UDA-Gang.

Kann mir bitte jemand sagen, wo der UFF Flügel in Long Kesh war? Gebt Euch keine Mühe. Es gab ihn nicht. Alle Mörder gingen in den UDA Flügel, Punkt. Um 1980 - das ist wahr - hatte die UDA ein paar Einheiten, sie nannte sie "kleine Teams", die sich auf Katholikenmorde spezialisiert hatten und die sich in ihren Bekennerschreiben "die UFF" nannten. Aber das waren alles UDA-Leute. (Anmerkung: Long Kesh nannten die Iren das Hochsicherheitsgefängnis Maze in der Nähe von Belfast)

Worum ging es dann in dem grotesken Theater am letzten Sonntag? Das war alles Teil des Versuchs des NIO, die UDA als Äquivalent zur IRA zu porträtieren.

Wir mussten diesem ausgesprochenen Nonsens über Jahre hinweg zusehen.

Als die UDA in den Siebzigern mit Hilfe von britischem Geheimdienst und Geheimpolizei als klassische Counter-Gang gebildet wurde, um unschuldige Katholiken zu terrorisieren, bemühte sich das NIO händeringend, uninformierten britischen Ministern beizubringen, die UDA anders zu behandeln als die IRA. Sie waren doch nur eine Reaktion auf die Gewalt der IRA, das muss man doch einsehen. Besser nicht verbieten. Besser nicht eine neue Front aufmachen. Besser sich darauf konzentrieren, den wahren Feind zu besiegen, die IRA.

Als dann die IRA Kampagne vorüber war, bemühte sich das NIO die letzten zehn Jahre, genauso uninformierten britischen Ministern beizubringen, die UDA genauso wie die IRA zu behandeln. Das geht soweit, dass den Ministern sogar derselbe Wortlaut für ihre Reden aufgeschrieben wird. So sagte zum Beispiel unser britischer Statthalter, ein Leichtgewicht sondersgleichen (der vom britischen Premierminister ernannt wurde und den es trotz der Regionalregierung immer noch gibt), am letzten Wochenende: "Dies ist ein signifikanter Schritt der Führung der UDA."

In beiden Fällen lag das NIO völlig daneben. Die britische Administration hätte die UDA sofort bekämpfen sollen, mit derselben Härte wie die IRA. Aber das konnten sie natürlich nicht, weil Geheimdienstelemente die UDA künstlich am Leben hielten.

Trotzdem, kann es sein, dass es niemandem im NIO in den Sinn kam, dass man alles noch viel schlimmer macht, wenn man eine solch barbarische Organisation wie die UDA hätschelt? Zum andern ist es ein Fantasiegebilde zu meinen, die UDA sei nun als eine Art loyalistisches Spiegelbild zur IRA zu sehen. Sie ist es nicht.

Verwöhnt von den Schmeicheleien des NIO, halten sich die UDA Führer für so etwas.

Jackie McDonald murmelte in eine fürchterliche Tonanlage, dass "90% der Menschen, die wir vertreten, gegen eine Abgabe der Waffen sind." Entschuldigung. Du vertrittst niemanden. Verschiedene Versuche (der UDA), sich als politische Partei zu verkleiden, wurden von den unionistischen Wählern zurückgewiesen. Nicht einmal die eigenen Mitglieder der UDA wählen UDA Spitzenkandidaten.

Ausserdem ist die UDA keine einheitliche Organisation. Der Liebling des NIO und des Aras (Áras an Uachtaráin ist der Sitz der irischen Präsidentin), besagter Jackie, hat keinerlei Kontrolle über die grossen Fürstentümer in Antrim und Derry. Drittens hat die UDA kein zentrales Kommando und hat keine Ahnung, wie viele Waffen die verschiedenen "kleinen Teams" in ihrem Besitz haben. Obwohl (der britische Geheimdienst) MI5 dies wissen sollte, da er die meisten zur Verfügung gestellt hat.

Der Leitfaden für das fantastische Schauspiel, das am Sonntag aufgeführt wurde, ist der Glaube, dass irgendwie die UDA schon eingebunden werden kann, in die Politik gelockt wird und so etwas wie Sinn Féin bildet. Warum?

Das wollen sie nicht.

Sie haben keine Wähler.

Sie haben als Existenzgrundlage nur ihren Eigennutz.

Wenn das NIO die UDA bittet zu verschwinden, dann verlangt sie von den UDA Bossen in jedem Bezirk, ihren luxeriösen Lebenswandel aufzugeben, den sie durch Drogenhandel, Erpressung und Bordelle finanzieren und sich stattdessen arbeitslos zu melden.

Wenn man irgend etwas aus den letzten drei Monaten lernen kann, dann ist es, dass Margaret Ritchie's harte Linie gegenüber der UDA mehr erreicht als jede beliebige Anzahl an Golfrunden im K Club.


Übersetzung: Uschi Grandel, http://archiv.info-nordirland.de/, 18. November 2007 (Erläuterungen in Klammern)
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