Daily Ireland, September 4, 2006
"Nazis" kommen zur Parade
Britische rechtsextreme Skinheads werden Loyalisten an Interface unterstützen.
Von Ciarán Barnes
Eine Gruppe englischer Skinheads wird an einem loyalistischen
(pro-britischen) Aufmarsch an einem Interface (= Grenzbereich zwischen
loyalistischen, pro-britischen und irischen Wohngebieten) teilnehmen. Wie
Daily Ireland erfahren hat, soll die in London ansässige British Ulster
Alliance bei der Thomas McDonald-Gedenkparade, die am 16. September 2006
stattfinden soll, eine wichtige Rolle spielen. Die Parade durch das Viertel
Whitewell soll an den 5. Todestag von Thomas McDonald erinnern, einem
Nachwuchsmitglied der Ulster Defence Association (= pro-britische
Paramilitärorganisation, die Hunderte von Katholiken ermordet hat). Der
Teenager war ums Leben gekommen, als ihn ein Auto verfolgte, das er zuvor
mit Ziegelsteinen beworfen hatte. Die katholische Fahrerin des Fahrzeuges
war zu vier Jahren Haft verurteilt worden.
Katholiken, die in Whitewell leben, wurden in diesem Sommer Opfer einer
Reihe von Angriffen durch Loyalisten. Vor zwei Wochen wurde in den frühen
Morgenstunden ein Brandanschlag auf das Haus von Michael Maginness verübt.
Seine Lebensgefährtin und ihr drei Monate altes Baby entkamen nur knapp dem
Tod in den Flammen. Sie sind nun aus der Gegend geflohen. Protestantische
Familien aus dem nahegelegenen Viertel White City sehen sich als Opfer
von sectarian attacks (= Anschläge, deren Motiv religiös verbrämter Rassismus ist,
in organisierter Form meist anti-irisch oder anti-katholisch motiviert).
In den letzten Jahren haben Mitglieder der Britisch Ulster Alliance
regelmäßig Loyalisten im Norden Irlands unterstützt. Sie kamen in das
Viertel Fountain in Derry und den Cluan Place, ein Interface in Ost-Belfast
(die britischen Nazis kamen immer dann, wenn die loyalistischen
Schlägertruppen Überfalle auf irische Viertel organisierten). Die British
Ulster Alliance wurde von dem in London lebenden Loyalisten Franz Portinari
gegründet. Er war 1999 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil er die
Ulster Defence Association mit Waffen versorgt hatte.
Die Menschenrechtsgruppe Anti-Fascist Action Ireland beschuldigt Mitglieder
der Alliance, irische Veranstaltungen in London angegriffen zu haben,
inklusive der Bloody Sunday Demonstration (= Gedenkveranstaltung für die 14
Toten, die bei einer Bürgerrechtsdemonstration von britischen
Fallschirmjägern erschossen worden waren).
Im Oktober 2002 veranstaltete die Alliance eine Protestkundgebung in Downing
Street für die Freilassung von Johnny Adair (= führendes Mitglied der
Ulster Defence Association, zum damaligen Zeitpunkt im Gefängnis). Mehrere
prominente Fußballhooligans und Neo-Nazis nahmen an der Veranstaltung
ebenfalls teil. Später attackierten sie Menschenrechtsaktivisten, die eine
Gegendemonstration abhielten.
Ein Sprecher der Anti-Fascist Action Ireland sagte:
"Der Sinn dieser Treffen ist, die Verbindung mit der UDA (=Ulster Denfence
Association) aufrecht zu erhalten und zu vertiefen. Im Grunde sind es
dieselben alten Faschisten, nur unter einem neuen Deckmantel."
Es wird erwartet, dass eine Band die Alliance bei der Thomas
McDonald-Gedächtnisparade vertreten wird. Die Parade wird organisierte von
der Whitewell Defenders Loyalist Flute Band, die mit UDA Flaggen und Banner
auftritt. In ihrem Antrag an die Paradenkommission gehen sie von 40 Bands
und 2000 Loyalisten als Teilnehmer aus.
Die Paradenkommission wird noch diese Woche entscheiden, ob die Parade auf
der Whitewell Road, wo es in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen kam,
marschieren darf.
Übersetzung: Claudia S., http://archiv.info-nordirland.de/, 14. September 2006;
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