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Irish News, 29. Juni 2006


Brian Feeney über "traditionelle" Märsche der Oranier Orden in Nordirland:

Nur weil es traditionell ist, ist es noch lange nicht richtig

Die Wahrheit ist, (die Märsche) sind alles andere als richtig. Sie sind der Ku Klux Klan, der durch Harlem marschiert, die (Britische Nazipartei) National Front, die durch Brick Lane in London marschiert, oder vielleicht ist für unseren Statthalter (Peter Hain, der südafrikanische Wurzeln hat und früher aktiv in der Anti-Apartheids-Bewegung war ) das Konzept eines Broederbond, der durch Soweto marschiert, klarer verständlich?


Lasst uns ein paar Punkte klären. Die Oranier Orden waren seit ihrer Gründung die Ursache für Unruhen.

Im Jahre 1813 organisierten Oranier die ersten religiös-rassistischen Pogrome in Belfast. Wiederholt erzwangen im 19. Jahrhundert Oranier Marschruten durch katholische Viertel. Das Resultat waren zahllose Tote, unzählige Verletzte und Schäden an Eigentum, alles meist auf katholischer Seite.

Der einzige Grund, warum diese Gewalt der Oranier nicht kontinuierlich im 19. Jahrhundert zu beobachten war, war die Tatsache, dass Oraniermärsche von der britischen Regierung durch den Party Processions Act zwischen 1832 und 1844 und zwischen 1850 und 1872 verboten waren.

Eine britische Regierungskommission kam 1857 zu dem Schluss, dass Oranierfeiern zu "Gewalt, Empörung, religiöser Feindschaft, Hass zwischen Klassen und allzu oft zu Blutvergiessen und Toten" führe.

Das ist die Tradition der Oranier.

Diese Tradition wurde ins 20. Jahrhundert übernommen und verstärkt, als der Norden Irlands im Jahre 1921 zum Oranierstaat wurde. (Anmerkung der Übersetzerin: im Jahre 1921 spaltete die britische Regierung Irland und gründete Nordirland als eigenen Staat, den sie der Unionist Party zur Verwaltung überliess. Die Unionist Party, die Vorgängerin der heutigen UUP war stark verflochten mit den Oranier Orden. Bis vor kurzem überliess die UUP den Oraniern ein festes Kontingent an - nicht wählbaren, sondern vom Orden gestellten - Mitgliedern des höchsten UUP-Entscheidungsgremiums.)

Oranier Orden schüren Aufruhr mit gewaltsamen Zusammenstössen in jedem Jahrzehnt – Belfast, Derry, Dungiven, Coalisland, Annalong, Portadown und so weiter, endlos.

Es ist wichtig, sich dies in Erinnerung zu rufen, weil Oranier und ihre Sympathisanten im NIO (Northern Ireland Office, britische Nordirlandbehörde) erfolgreich die Lüge verbreiten, Opposition zu Oraniermärschen hätte als Sinn Féin Verschwörung in den 1990ern begonnen.

Unsinn. Unruhen gab es in Derry, Belfast und Portadown in den 70ern.

Es gab schwere Konfrontationen in den 1970ern auf der Springfield Road, Ecke Ainsworth Avenue, im wahrsten Sinne des Wortes einen Steinwurf entfernt von der Stelle, an der die Paradenkomission am letzten Samstag eine Oranierparade durch das katholische Viertel erzwang.

Die Public Order Order (sic) wurde 1987 erlassen, als Reaktion auf die Patt-Situation, als sich Oranier in Portadown weigerten, ihre traditionelle Route durch das katholische Viertel "Tunnel" zu verlassen und stattdessen auf der Garvaghy Road zu marschieren.

Ja Leute, vor 20 Jahren WEIGERTEN sich die Oranier, auf der Garvaghy Road zu marschieren. Sie dachte damals, dass sie durch den Marsch durch das Tunnel-Viertel mehr Katholiken einschüchtern könnten.

Wenn man all dies vor Augen hat, macht es einen krank zu hören, wie Peter Hain sagt, er hoffe, "Leute können ihre traditionellen und kulturellen Rechte ausüben".

Die Logik dieses Unsinns ist, dass er Kannibalen unterstützen würde, wenn sie jemand lebend im Topf kochen oder dass er dafür ist, in Indien Witwen zusammen mit der Leiche ihres Mannes zu verbrennen.

Nun, das war Tradition, oder? Macht es nicht richtig, aber Sati war ihre Kultur.

Der Krampf unseres Statthalters zeigt vielleicht, dass er Hirn und Mund trennt, wenn er über Nordirland redet. Es zeigt aber auch, wie erfolgreich Apologisten der Oranier ihre Possen als "kulturell" verkaufen.

Die Wahrheit ist, (die Märsche) sind alles andere als Kultur. Sie sind der Ku Klux Klan, der durch Harlem marschiert, die (Britische Nazipartei) National Front, die durch Brick Lane in London marschiert, oder vielleicht ist für unseren Statthalter (Peter Hain, der südafrikanische Wurzeln hat und früher aktiv in der Anti-Apartheids-Bewegung war ) das Konzept eines Broederbond, der durch Soweto marschiert, klarer verständlich?

Würde er das unterstützen?

Aber dann, er hat in seiner widersprüchlichen politischen Kariere so viele Purzelbäume geschlagen, dass er es vielleicht täte.

Wie kann einer wissen, welche Haltung er das nächste Mal einnimmt?

Er ging so weit, das NIO Futter, mit dem sie ihn gefüttert hatten, von sich zu geben: wenn beide Seiten unzufrieden seien, dann sei wohl die Entscheidung der Paradenkomission richtig.

Falsch. Es geht nicht um sich widersprechende Rechte, eine Beschreibung, mit der die britische Administration versucht, Oraniermärsche zu beschreiben.

Tief im Inneren des Karfreitagsabkommens vergraben ist ein kleiner Satz, der "das Recht auf Freiheit vor religiös-rassistischer (sectarian) Gewalt" garantiert.

Wenn religiös-rassistische Gewalt einen Oraniermarsch durch ein katholisches Viertel nicht zutreffend beschreibt, was beschreibt ihn dann?

Die Paradenkomission hat dank der Manipulationen unseres Statthalters (er hat Oranier in die Paradenkomission gelotst) sowieso jede Glaubwürdigkeit verloren. Aber das ist der Punkt, an dem sie zeigt, wie feige ihre Entscheidungen sind.

Die Entscheidungen der Paradenkomission basieren auf der Voraussetzung, dass Oranier das Recht haben zu marschieren. Nicht, dass Katholiken das Recht haben, in Ruhe und Frieden zu leben, geschützt vor Männern, die an ihren Häusern vorbeimarschieren und loyalistische Killer hochleben lassen.

Das Ziel der Paradenkomission wurde vom NIO 1997 formuliert. Es geht darum, "Oraniermärsche" durch katholische Viertel zu ermöglichen, oder anders gesagt, die Oranier Orden zu unterstützen.

Mit Tradition hat das gar nichts zu tun.

Die Paradenkomission genehmigt nun auch Märsche durch Viertel in Stoneyford, wo noch nie Oraniermärsche stattgefunden haben, damit Oranier den Frieden von Katholiken stören können, die nie einen Oraniermarsch erlebt haben und die aus Furch vor diesen Märschen aus Belfast weg nach Stoneyford gezogen waren.

Du kannst aus Belfast rauskommen, aber dank der Feigheit der Paradenkomission kannst Du den Einschüchterungen der Oranier nicht entkommen.

29. Juni 2006


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