Der junge Raymond McCord Jnr wurde von der pro-britischen unionistischen/loyalistischen Terrorgruppe UVF
in Newtownabbey 1997 ermordet – sein Vater Raymond McCord, ein (pro-britischer)Unionist aus dem Viertel
Shankill hat
seitdem unermüdlich dafür gekämpft, dass der loyalistische Mörder seines Sohnes vor Gericht kommt. Man vermutet
allgemein, dass der Mörder, dessen Name dem Vater bekannt ist, ein Agent der politischen Polizeieinheit
"PSNI Special Branch" ist.
Gerry Adams unterstützt den Vater eines UVF Opfers
Sinn Fein News, 28. Februar 2006
Sinn Féin Präsident Gerry Adams hatte gestern ein Treffen mit dem Vater eines
Mannes, der von der unionistischen Mördergang UVF umgebracht worden war.
Raymond McCord traf Herrn Adams in der West Belfaster Zentrale von Sinn Féin, um mit ihm
den Mord seines Sohnes Raymond McCord Jr. durch die UVF zu diskutieren. Der Vater argumentiert,
dass der UVF Mann, der in den Mord verwickelt sei, nicht verhaftet wird, weil er ein Agent der
(nordirischen) Polizeieinheit "Special Branch" sei. Der 22-jährige Royal Airforce Pilot Raymond McCord Jr
wurde 1997 zu Tode geprügelt, seine Leiche im Steinbruch abgeladen.
Gerry Adams versprach, den Fall im nächsten Gespräch mit dem britischen Premierminister Tony Blair
und dem irischen Taoiseach Bertie Ahern zur Sprache zu bringen.
Nach dem 45-minütigen Treffen sagte der West Belfaster MP:
"Es existiert eine Fülle an Beweisen für die Existenz von Collusion (der systematischen Zusammenarbeit)
von britischen staatlichen Stellen und unionistischen Paramilitärs. Wir wissen auch aus anderen
Fällen, auch aus dem Fall Pat Finucane, wie weit Special Branch und andere britische Stellen gehen,
um ihre Verwicklung in staatliche Auftragsmorde zu vertuschen. Die Familie McCord will die Wahrheit
wissen. Wie alle anderen Familien hat sie das Recht auf diese Wahrheit und Sinn Féin wird alles, was
in unserer Macht steht, tun, um der Familie hierbei zu helfen.
Nuala O'Loan, die nordirische Polizei Ombudsman, wird voraussichtlich im Verlauf des Jahres über ihre
Ermittlungen zu den Vorwürfen der Zusammenarbeit der Polizei mit den Mördern berichten.
Hr. McCord hat bereits den SDLP-Chef Mark Durkan, den Chef der Alliance Party, David Ford, und den
Chef der Ulster Unionist Party, Reg Empey, getroffen. Er versucht, Treffen mit (dem irischen Taoiseacht)
Bertie Ahern und dem Chef der Democratic Unionist Party, Ian Paisley, zu arrangieren.
Hr. McCord, ein Protestant, gab zu, dass er Bedenken hatte, wie wohl die unionistische Bevölkerung auf sein
Treffen mit dem Sinn Féin Präsidenten reagieren würde.
Aber er fügt hinzu: "Ich sage den Leuten, dass ich all dies öffen getan habe. Ich habe Gerry Adams offen
getroffen, während Repräsentanten der UVF sich mit Republikanern heimlich in der Clonard Monastery treffen
und heimlich nach Dublin fahren. Ich habe nichts zu verbergen. Etwa 30 Menschen wurden von dieser einen Gruppe
umgebracht und nicht eine Person wurde dafür verurteilt, nicht einmal angeklagt. Was sagt das dem Rest
der Menschen in diesem Land?"
Als er den Fall erklärt, sagt Hr. McCord: "Mein Sohn wurde von Mitgliedern der UVF auf Befehl eines
Special Branch Informanten ermordet. Es gab keine ordentliche Untersuchung. Nur Verschleierungen am laufenden
Band."
Als Hr. McCord damit konfrontiert wird, dass seine Anschuldigung ernste Konsequenzen für die Regierung nach sich
ziehen könnte, sagte er: "Sie verdienen es. Sie stehen nicht über dem Gesetz."
"Nichts als Unterstützung ..."
IrelandClick.com, 2 March 2006
In einem Interview nach dem Treffen mit Sinn Féin Präsident Gerry Adams am Montag sagt Raymond McCord,
er sei in der Sinn Féin Zentrale auf der Falls Road sehr freundlich empfangen worden.
“Gerry Adams war gestern (Mittwoch) in Dublin und hat den Fall bei seinem Treffen mit Bertie Ahern
zur Sprache gebracht. Er wird demnächst mit Tony Blair reden und auch dort den Fall ansprechen.
Er unterstützt die Forderung nach einer vollen, unabhängigen Untersuchung des Mordes an meinem Sohn
und Sinn Féin befürwortet es, den Fall von einem unabhängigen Richter von ausserhalb untersuchen zu lassen."
Als er das Treffen am Montag verlies, sagte Raymond McCord, er sei etwas besorgt, wie die Leute reagieren
würden. Jetzt erzählt er, er habe nur Unterstützung und Zustimmung erfahren.
"Keiner hat etwas gegen mich gesagt. Ich habe Anrufe von Leuten aus dem Shankill Bezirk erhalten, die mir
sagten, sie verstünden, warum ich dieses Treffen gemacht habe. Der allgemeine Konsens ist, dass meine
eigenen Leute in den unionistischen Parteien mich im Stich gelassen haben."
Der Mann aus Nord Belfast sagte, er habe dem Sinn Féin Präsidenten erklärt, dass er seine politischen
Ansichten nicht teile, aber das Treffen sei sehr herzlich verlaufen.
“Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und Gerry Adams akzeptierte, dass ich ein Unionist und Loyalist bin
und es gab keine Auseinandersetzung darüber. Ich habe ihnen klar gesagt, dass ich und Leute wie ich solange
Teil Grossbritanniens bleiben wollen, bis wir überzeugt sind, dass wir in einem vereinigten Irland besser
leben. Er hat das akzeptiert. Wir hatten ein gutes Treffen. Es hat mir gezeigt, dass Leute aus dem
unionistischen und dem nationalistischen Lager sich zusammensetzen können, ohne sich anzuschreien oder sich
gegenseitig zu beschuldigen."
"Das Treffen war auch deshalb sehr gut für mich, weil ich Nationalisten von einer Seite kennengelernt habe,
die ich nie zuvor gesehen habe - es ist nicht meine politische Einstellung, aber es war nett, selbst
zu erfahren, dass ich nicht schlecht behandelt wurde."
Uschi Grandel, http://archiv.info-nordirland.de/, 11. März 2006
(Erläuterungen in Klammern)