Daily Ireland, 15. März 2005
PSNI beschuldigt, Aufklärung aus politischen Gründen zu verschleppen
Die (nordirische Polizei) PSNI äusserte sich gestern nicht zu Vorwürfen,
sie habe zwei wichtige Zeugen der Ereignisse, die zu dem Mord an dem aus Ostbelfast
stammenden Robert McCartney führten, davon abgehalten, eine Aussage zu machen.
Beide Männer waren an dem Abend, als Herr McCartney erstochen wurde, in Magennis’s Bar.
Der Vater, der zwei Kinder hatte und im Viertel Short Strand lebte, starb im
Krankenhaus nach einem Streit, der am 30. Januar in der beliebten Bar ausbrach und
sich auf der Strasse fortsetzte. Die PSNI hatte detaillierte Aussagen von drei in der
Bar anwesenden Männern erhalten und eine dieser Aussagen aufgezeichnet. Die Aussage
enthält die Namen einiger Männer, die angeblich in die Auseinandersetzung
verwickelt waren, die zu Robert McCartneys Tod führten.
Mindestens eine weitere schriftliche Aussage nennt Namen von Individuen, die angeblich
in die physische Auseinandersetzung in der Bar verwickelt waren.
In den sechs Wochen, die seit der Ermordung von Robert McCartney vergangen sind,
wurde nicht ein einziger derjenigen, die in den Aussagen namentlich angegeben worden
waren, von der Polizei im Zusammenhang mit dem Mord verhaftet.
Einer derjenigen, die bereits ihre Aussage gemacht haben, ging gestern nochmals zur
Polizei, um diesmal einen unterschriebenen Augenzeugenbericht zu Protokoll zu
geben.
Der Mann wurde abgewiesen und mit der Begründung weggeschickt, der zuständige
Polizei Detective, der die Mordermittlungen leite, stehe nicht zur Verfügung.
Ein unterschriebener Augenzeugenbericht würde die PSNI in die Lage versetzen,
jemanden sofort zu verhaften und anzuklagen.
Daily Ireland wurde informiert, dass die PSNI gestern ein weiteres Angebot zur
Aussage ablehnte. Diesmal kam das Angebot von einem Rechtsanwalt, der einen
zweiten Mann vertritt, der am 30. Januar Augenzeuge der Ereignisse in Magennis' Bar
war. Der Mann hatte angeboten, für eine Befragung zur Verfügung zu stehen.
Die Sinn Féin Führung beschuldigt die PSNI, die Campagne der Familie für Gerechtigkeit
zu manipulieren und auszunutzen.
Martin McGuinness beschuldigte die Polizei, "maßgeschneiderte Untersuchungen"
des Mordes an Robert McCartney durchzuführen, um Sinn Féin so viel wie
möglich zu schaden. "Die heutigen Enthüllungen, dass die PSNI einen wichtigen Zeugen
und einen aus dem Kreis der Verdächtigen einfach abwies, erhärtet diesen Verdacht",
sagte Martin McGuinness. "Es ist nicht fassbar, dass in so einer hochkarätigen
Morduntersuchung die PSNI das Angebot eines Zeugen auszusagen zurückweist und
es ausserdem ablehnt, einen Verdächtigen, den sie angeblich suchen, zu vernehmen. Das
exakt ist heute jedoch passiert. Mittlerweile ist ausserdem klar, dass die
PSNI die Aussagen von Zeugen ignoriert, obwohl sie Personen identifizieren, die in
die Angriffe auf Robert McCartney verwickelt waren. Zudem wurde eine Entscheidung
getroffen, diejenigen, die in diesen Zeugenaussagen angegeben sind, nicht zu
verhaften und anzuklagen.
Die übliche Polizeipraxis, Verdächtige schnell von Augenzeugen identifizieren zu
lassen, wurde nicht angewendet, obwohl die PSNI weiss, wer involviert war und ihr
entsprechende Augenzeugenberichte vorliegen.
Dies bestärkt die Vermutung, dass eher Politik als Suche nach Gerechtigkeit die
Ermittlungen der PSNI steuert. All diejenigen, die sich als Unterstützer der
McCartneys zu Wort gemeldet haben, sollten der PSNI entsprechende Fragen stellen."
Die Enthüllungen kamen, nachdem bekannt wurde, dass sich ein drittes Mitglied von
Sinn Féin in der Nacht, in der Mr McCartney in einer nahegelegenen Gasse erstochen
wurde, in Magennis Bar aufhielt.
Seán Hayes, ehemaliger Belfaster Stadtrat und ehemaliger Kandidat der Wahlen zum
Regionalparlament, bestätigte letzten abend, dass er am 30. Januar in Magennis Bar
war.
Anfang der Woche war bereits bekannt geworden, dass die ehemalige Kandidatin für
Mid-Ulster Cora Groogan und die südbelfaster Stadtratskandidatin Deirdre Hargey
in der Nacht des Mordes ebenfalls in der Bar waren.
Obwohl er der PSNI innerhalb von 24 Stunden nach dem Mord an McCartney zweimal seine
Personalien angab, wartet Mr. Hayes nach eigenen Angaben heute noch darauf, dass
die PSNI seinen Anwalt zu den Vorfällen kontaktiert.
"In der Nacht, als Robert McCartney starb, war ich in der Bar", sagte Mr. Hayes.
"Als alles vorbei war, kame die PSNI herein und notierte alle Namen."
"Sie forderten niemanden auf, die Bar zu verlassen, um Spuren zu sichern.
Es war alles sehr gemütlich und lässig. Sie baten uns, auszutrinken und dann
die Bar zu verlassen."
Am nächsten Tag erschienen sie an meinem Arbeitsplatz. Sie gingen im Market Viertel
von Tür zu Tür. Ich gab nochmals meine Personalien an und machte klar, dass ich nicht
direkt mit ihnen reden würde, da ich ihnen nicht traue. Ich sagte ihnen, wenn sie mit
mir über den Vorfall reden wollten, müssten sie dies über meinen Anwalt tun.”
Trotz dieses Vorfalls machte die PSNI keinen Versuch, ihn zu näheren Einzelheiten
des Vorfalls zu befragen, sagte Herr Hayes.
Ein Sprecher der PSNI sagte, sie sei nicht bereit, über Zeugen oder Verdächtige in
dem McCartney Fall zu diskutieren. Der Sprecher gab an, dass die Polizeioffiziere, die
mit den Ermittlungen betraut seien, inzwischen jeden kontaktiert hätten, dessen
Personalien sie in der Mordnacht aufgenommen hatten.