Derry Journal, 22. Februar 2005
Kommentar:
Fact And Fiction
Dienstag, 22. Februar 2005
Während der Wirbel um Anschuldigungen wegen Bankräuberei, Geldwäsche und anderem
weitergeht, haben Teile der Medien alle Massstäbe verloren und anscheinend beschlossen,
dass Sinn Fein Freiwild sei und es keine Grenzen der Berichterstattung gibt,
egal ob wahr oder unwahr.
Die Medien haben die Pflicht, so objektiv wie möglich zu berichten und sehr sorgfältig mit
Berichten umzugehen, vor allem in Zeiten, in denen die meisten Leute ihre Informationen
über die Medien beziehen.
In den vergangenen Tagen scheinen Teile der Medien alle Vorsicht über Bord geworfen zu
haben und berichten Dinge als Fakten, die reine Verdächtigungen und Spekulationen sind.
Als letzte Woche in Dublin Personen verhaftet wurden, nannten einige Zeitungen Namen der
Inhaftierten, obwohl diese nur befragt wurden und keines Vergehens angeklagt sind.
Alle wurden in der Folge entlassen. Dies zeigt, wie gefährlich diese Art von Berichterstattung
ist.
Am Freitag morgen behauptete ein Reporter recht kategorisch, dass zwei der Verhafteten
Mitglieder der provisional IRA seien und gab sogar den Bereich dieser Organisation an, in
dem die beiden angeblich arbeiten.
Auch diese beiden wurden ohne Anklage entlassen.
Am Freitag abend zeigte UTV news Filmmaterial eines Interviews mit Martin McGuinness, das
offensichtlich erst nach dem Ende des eigentlichen Interviews entstanden war. Das ist
ganz klar keine normale journalistische Praxis.
Republikaner mögen für einige der diskutierten Vorfälle verantwortlich gewesen sein oder
nichts damit zu tun gehabt haben. Es sollte Sache der Gerichte sein, Schuld oder Unschuld
herauszufinden. Spekulation und künstliches Aufbauschen ist ein erbärmlicher Ersatz
für das richtige Vorgehen.
Eine kleine Anzahl von Reportern scheint ausserdem ein so enges Verhältnis zu den
Sicherheitskräften zu haben, dass sie jede Information aus dieser Quelle als Offenbarung
betrachten.
In einer demokratischen Gesellschaft sollte die Rolle der Medien die eines Wächters sein,
und nicht eines Sklaven der Sicherheitskräfte oder einer anderen Stelle des Regierungsapparats.
Die derzeitige Situation ist zu ernst und es hängt zu viel davon ab, als dass sie von
Teilen der Medien gefährdet werden kann, die Dinge als Fakt berichten, die sich hinterher als
völlig falsch herausstellen.
Übersetzung: Uschi Grandel, http://archiv.info-nordirland.de/, 26. Februar 2005, Text in Klammern dient der Erläuterung