Danny Morrison, Irish Republican Writer

Ein transparenter Hinweis

2. November 2003


Die letzte Woche war eine Woche der grossen Bewegung und des Stillstands.
Sinn Fein gab eine Erklärung ab
Die IRA gab eine Erklärung ab
Die Regierungen gaben Erklärungen ab
De Chastelain gab eine Erklärung ab .. .....
.....
und dann öffnete Trimble seinen Mund.

Die beiden Teenager Gavin und Michael standen an einem späten Sonntag Abend im Juli an einer Kreuzung in der Nähe des Eingangs zum GAA Sportverein und unterhielten sich. Gavin, ein hochgeschossener, netter Kerl mit 18 Jahren, Manchester United Fan, hatte gerade die Schule beendet und wartete auf seine A-Level Abschlussergebnisse. Michael nahm einen blauen Vauxhall Nova war, der auf sie zukam. Die Rückscheibe hinter dem Fahrersitz wurde heruntergedreht und plötzlich hörte man Schüsse. Gavin fiel zu Boden. Michael wurde ins Bein getroffen, als er versuchte, über einen Zaun zu entkommen. Die unionistischen Schützen lachten, als sie wegfuhren. Sie waren der Meinung, sie hätten zwei katholische Jungs erwischt. Gavins Vater, Michael Brett, wurde zum Tatort gerufen, der nicht weit von seinem Haus entfernt war. Er versuchte verzweifelt, das Leben seines Sohnes zu retten. Er beschrieb ihn später als "seinen besten Kumpel". Katholiken und Protestanten nahmen an der Beerdigung von Gavin Brett in der Kirche der Heiligen Evangelisten teil. Reverend Nigel Baylor hielt die Andacht. Er sagte:

"Diese Männer, die Gavin ermordeten, waren Protestanten und Loyalisten. Sie brachten einen der ihren um, weil sie dachten, er sei römisch katholisch. Sie haben Schande über die Protestanten gebracht. Sie repräsentieren die schreckliche, verlorene Vergangenheit, die tot ist und keinem von uns nützt."

Seit diesen Schüssen sind gerade mal zwei Jahre vergangen.

Die Red Hand Defenders - das ist die UDA/UFF - übernahmen die Verantwortung. Keiner wurde je angeklagt. Die Waffen wurden nie beschlagnahmt. Sie müssen noch "unschädlich gemacht werden". UDA/UFF und UVF sind immer noch aktiv. Sie sind immer noch in Gewalttaten und Waffenkäufe verwickelt und lehnen eine Entwaffnung ab. Diese Organisationen sitzen in der loyalistischen Kommission, einer Dachorganisation, in der protestantische Kirchenführer und Politiker vertreten sind, darunter auch der führende Ulster Unionist David McNarry.

Letzte Woche bedrohte die UDA ihre ehemaligen Verbündeten David Adams und Gary McMichael, die beide das Friedensabkommen unterstützen. Als die Kommission versuchte einzugreifen, sagte ihr die UDA, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern - dies sei eine interne Angelegenheit. Trat Herr McNarry aus der Kommission aus, oder suspendierte er wenigstens zeitweise seine Mitgliedschaft, als eine Art des Protests? Natürlich nicht.

Letzten Dienstag verkündete General de Chastelain, dass die IRA einen dritten Entwaffnungsakt durchgeführt hatte, eine signifikant grössere Menge als in den beiden früheren Aktionen. Eine Stunde später brach David Trimble das Abkommen, das er mit Gerry Adams geschlossen hatte. Es war egal, dass die IRA nachgewiesenermassen eine grosse Menge an Waffen unschädlich gemacht hatte. Trimble sagte, der unionistische Teil der Bevölkerung sei nicht zufrieden und wolle selbst die exakte Menge an Waffen sehen oder hören, die die IRA zerstört hatte. So frustrierend dies ist, es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin die unionistische Scheinheiligkeit und Doppelstandards zu entlarven. In der Zwischenzeit müssen wir mit der unionistischen Gleichgültigkeit gegenüber dem loyalistischen Paramilitarismus leben. Von der DUP kann man vor dem Hintergrund ihrer Geschicht nichts erwarten: 1977 organisierte sie gemeinsam mit der UDA einen Streik, wedelte in Nachtmärschen mit Waffenscheinen und bellte den Mond an und stand vor dem nicht-so grossen Mann in seinem roten Barett in der Ulster Hall stramm.

Letzten Dienstag war seine Antwort - zum tausendsten Mal - das Versprechen, Sinn Fein/IRA zu zerschlagen. Wie erbärmlich.

Ohne reife und verantwortungsvolle Führung leiden die Interessen der unionistischen Bevölkerung: und zwar ohne der republikanischen Sache zu dienen. Ein völlig zerstrittener Unionismus, mit einer grossen Anzahl verzweifelter Menschen, ist gefährlich. Leider hatte der Führer des Mainstream-Unionismus, David Trimble, nicht den Mut, seinen Dissidenten und der DUP entgegenzutreten und die Bedeutsamkeit der IRA-Aktion anzuerkennen. Stattdessen verpasste er die Gelegenheit, Wahlen in einer positiven und optimistischen Atmosphere abzuhalten, und präsentierte sich lieber als Hardliner. Und nun erwartet er, dass die IRA ihm entweder aus der Patsche hilft oder das Argument liefert, eine gemeinsame Regierung mit Sinn Fein zu verweigern.

Von allen bewaffneten Organisationen im Norden ist die IRA die einzige, die sich öffentlich selbst dazu verpflichtet hat, ihre Waffen "komplett und verifizierbar" zu zerstören. Der zur Zeit viel gescholtene General John de Chastelain, der von den Briten für die Entwaffnungskommission vorgeschlagen wurde, einer Kommission, für die sich die Unionisten stark gemacht haben, war Zeuge der bisher durchgeführten Aktionen. Als David Trimble letzten Dienstag sein Abkommen mit Gerry Adams brach, fand 10 Meilen weiter in Belfast eine Anhörung zum Mord am jungen Gavin Brett in dieser Sommernacht im Juli 2001 statt. Solche Anhörungen und die wöchentlichen Statistiken der anti-katholisch (sectarian) motivierten Übergriffe weisen uns in sehr transparenter Weise darauf hin, dass die derzeitige Gewalt hauptsächlich aus der unionistischen Bevölkerung kommt.

Übersetzung: Uschi Grandel, 2. November 2003