Contact:
The Colombia Three,
P.O. Box 8605, Rutland Street,
Dublin 1, Ireland.
E-Mail: Colombia3@eircom.net

Freilassung der "Colombia Three"

Von Caitriona Ruane

Freitag, 20. September, 2002

Caitriona Ruane, Vorsitzende der Kampagne "Bring them Home", erklärt im folgenden den Hintergrund des Falles und warum die drei Männer freigelassen und zurück zu ihren Familien gebracht werden sollten.

I. Einführung

Niall Connolly, Jim Monaghan und Martin McCauley wurden am 11. August 2001 am Flughafen Bogota festgenommen. Die ersten sechs Monate wurden sie ohne Anklage inhaftiert. Im Januar wurden sie angeklagt, falsche Pässe verwendet und die FARC trainiert haben. Sie werden gegenwärtig im Gefängnis "La Picota" in Bogota festgehalten.

Konditionen der Männer

Seit ihrer Verhaftung am 11. August 2001 waren sie in drei verschiedenen Gefängnissen und Verhörzentren untergebracht. Ihr Leben war ständig in Gefahr. Sie wurden zuerst im berüchtigten Gefängnis "La Modelo" festgehalten und mussten wegen eines möglichen Anschlages auf ihr Leben verlegt werden. Danach wurden sie nach El Dijin, ein Polizeiverhörzentrum, gebracht. Sie wurden dort verfassungswidrig inhaftiert und nach erfolgreicher Lobbyarbeit von Rechtsanwälten, der irischen Regierung und der Kampagne "Bring them Home" in den Hochsicherheitstrakt A des Gefängnisses La Picota verlegt. Als ein geladenes Gewehr in einer benachbarten Zelle gefunden wurde, brachte man sie zurück nach El Dijin. Nach einer Anhörung der Männer vor dem obersten Gericht, wurden sie in den Hochsicherheitstrakt B des Gefängnisses "La Picota" verlegt, wo sie auch momentan sind. Jeder von ihnen teilt eine Zelle mit Männern, denen wegen Drogendelikten die Auslieferung an die USA bevorsteht. Die irische Regierung, die Rechtsanwälte und die Kampagne haben wiederholt gefordert, dass die drei Männer zu ihrem Schutz sich eine Zelle teilen sollen, aber dies wurde von den kolumbianischen Behörden abgelehnt. Während ihrer Zeit in La Picota gab es eine ernste Drohung, ihr Essen zu vergiften. Wegen dieser Gefahr konnten die Iren sieben Tage lang keine Nahrung zu sich nehmen. Die irische Regierung und Menschenrechtsorganisationen beobachten die Situation der Gefangenen sehr aufmerksam.

Gefahren für Rechtsanwälte in Kolumbien

In Kolumbien sind Rechtsanwälte wesentliche Ziele für durch den kolumbianischen Staat unterstützte rechte Paramilitärs. Seit 1998 sind über 25 Rechtsanwälte ermordet worden. Die drei Männer werden von zwei Organisationen repräsentiert: das "Lawyers Collective" und die "Vereinigung von Rechtsanwälten für politische Gefangene". Dies sind weltweit bekannte Organisationen, die sehr eng mit internationalen Menschenrechtsorganisationen zusammenarbeiten. Das "Lawyers Collective" ist von der französischen Regierung mit einem renommierten Preis für seine Menschenrechtsarbeit ausgezeichnet worden und wird von europäischen "Entwicklungseinrichtungen" finanziert. Diese Anwälte arbeiten in Kolumbien unter sehr schwierigen Bedingungen. Im Juni 2002 erschien ein 'anonymes' Farbplakat, auf welchem das "Lawyers Collective" als der 'legale Flügel der ELN,' einer der Guerillagruppen in Kolumbien, denunziert wurde. Außerdem wurde auf dem Plakat ein älteres Mitglied des Militärs als Nationalheld bezeichnet. Das "Lawyers Collective" arbeitet momentan an einem Fall, der diesen Militärangehörigen betrifft. Auf Grund des Plakates mussten einige Rechtsanwälte das Land verlassen, andere müssen aus Gründen der eigenen Sicherheit besonders vorsichtig sein. Infolge nationalen und internationalen Drucks musste die kolumbianische Regierung eine Stellungnahme veröffentlichen, in welcher das Plakat verurteilt wird.

Zugang zu Rechtsanwälten

Seit ihrer Verhaftung hatten die drei Männer große Probleme sich mit ihren Rechtsanwälten zu treffen. Mehrmals wurde den Anwälten bei Ankunft im Gefängnis der Zutritt verweigert. Den Männern wurde nicht erlaubt, eine gemeinsame Diskussion zusammen mit ihren Rechtsanwälten zu führen, was konkret bedeutet, daß zwei von ihnen kein Zugang zu den Rechtsanwälten hatten. Die "Colombian Lawyers" sprechen nicht englisch und nur einer der Gefangenen spricht spanisch. Die Besuchszeit der Rechtsanwälte war oftmals extrem kurz, besonders im Hinblick auf die Sprachbarrieren. Die Situation wurde für die Verteidigung so schwierig, dass der irische Rechtsanwalt Peter Madden von "Madden-Finucane" die Rechtsanwälte nach Irland bringen musste, um dort an der Verteidigung der Gefangenen zu arbeiten.

Einer der Rechtsanwälte, der die drei Männer vertritt, ist viele Male angereist, um sie im La Picota zu besuchen. Das Gefängnispersonal versuchte ihn zu demütigen, bspw. wollte man ihn zwingen Schuhe, Gürtel und Krawatte abzunehmen. Er weigerte sich, da dies für einen Rechtsanwalt eine herabwürdigende Behandlung ist. Folglich konnte er die Männer die letzten fünf Monate nicht sehen.

Die Medien

Die drei Iren wurden durch kolumbianische und internationale Medien vorverurteilt. Seit ihrer Verhaftung sind zweifelhafte Geschichten über sie geschrieben worden, wodurch alle Aspekte einer fairen Verhandlung verletzt wurden. Das Büro des Justizministers ließ jedes Anklagedokument zur Presse durchsickern. Dies wurde uns von Journalisten bestätigt.

Der kolumbianische Präsident, Pastrana, schrieb am 5. April 2002 in der Washington Post: "Vor einigen Monaten wurden IRA-Mitglieder in Kolumbien festgenommen, nachdem sie FARC Guerillas in 'urbanem Terrorismus' trainierten." Dies ist eine deutliche Einmischung des Präsidenten in den Prozeß. Es ist in diesem Kontext wichtig zu wissen, dass Pastrana diesen Kommentar abgab, als er in Washington war, um eine Erhöhung der militärischen Hilfe für Kolumbien anzufordern.

Das "Senatskomitee für auswärtige Beziehungen" in den USA verletzte ebenfalls das Recht der drei Iren auf ein faires Verfahren, indem eine öffentliche Anhörung über die drei Männer abgehalten wurde und 'Beweise' des kolumbianischen Generals Tapias gezeigt wurden. Die Medien waren bei der Anhörung anwesend und die Kommentare des Generals wurden über sie Wort für Wort in aller Welt weiterverbreitet. Viele der anwesenden republikanischen und demokratischen Kongressabgeordneten und Senatoren äußerten sich öffentlich sehr kritisch über diese Anhörung.

Es ist offensichtlich, dass die drei Iren von Elementen in der kolumbianischen Regierung und von Teilen der Regierung der USA benutzt werden, um eine Erhöhung der militärischen Hilfe der USA an Kolumbien zu legitimieren. Kürzlich hat der Kongress der USA wegen entsetzlicher Menschenrechtsverletzungen der kolumbianischen Regierung Einschränkungen der militärischen Hilfe beschlossen. Unter den geschilderten Umständen ist ein faires Verfahren für die drei Iren in Kolumbien praktisch unmöglich.

II. Update

Ein Ankläger wurde bestimmt, um die Untersuchungsphase des Prozesses zu leiten, welche im Januar endete. Theoretisch war es seine Aufgabe, Beweise für und gegen die Männer zu suchen. Leider geschah dies nicht und diese Phase des Prozesses wurde beendet, ohne die Zeugen der Verteidigung anzuhören. Dies ist eine Verletzung des Rechts auf ein faires Verfahren in Kolumbien.

Die Iren sind angeklagt gefälschte Pässe verwendet und die FARC trainiert zu haben. Bis heute umfassen die Beweise gegen die Männer folgendes:

VI. Forensische Beweise

Ein Test, der von einem militärischen Vertreter der USA vorgenommen wurde, nachdem die Männer festgenommen wurden. Es wird behauptet, dass der Test ein positives Ergebnis hinsichtlich Sprengstoff und Drogen erbrachte. Dies wurde sofort als unzulässig deklariert, da die kolumbianische Armee, die die drei Männer festnahm, diese direkt zu einer Militärbasis nahe der Botschaft der USA brachte und Botschaftsvertreter der USA anrief, bevor sie sich an die eigenen Behörden wandte. Ein Botschaftsvertreter der USA führte einen zweiten Test durch und behauptete, dass der Test ein positives Ergebnis auf Sprengstoff erbrachte. Die kolumbianischen Behörden führten forensische Tests der Kleidung und sonstiger Gegenstände, welche den drei gehörten, durch und alle Tests waren negativ. Ein weltberühmter forensischer Experte, der von den irischen Rechtsanwälten Madden & Finucane beauftragt wurde, hat alle Materialien untersucht und er sagt, dass es keine forensischen Beweise gegen die Männer gibt.

Das kolumbianische Militär brachte Zeugenerklärungen heraus, in welchen behauptet wurde, die Männer seien gesehen worden, als sie die FARC trainierten. Diese Zeugen stellten sich im Kreuzverhör der Verteidiger als unglaubwürdig heraus. Die Zeugen behaupteten, daß die Männer 1998 und im Dezember 2001 in Kolumbien waren. Die Verteidigung hat Alibizeugen in Irland (einschließlich Aufzeichnungen von Arbeitgebern und Erklärungen von gewählten Parlamentariern und Arbeitskollegen), um zu beweisen, dass die Männer während dieser Zeit nicht in Kolumbien waren.

Falsche Dokumente

Die Männer reisten mit falschen Pässen. Dies ist eine geringes Vergehen und unter normalen Umständen wäre damit zu rechnen, dass die Männer ausgeliefert würden.

Ursprünglich verfügte der kolumbianische Staat das Verfahren in Florencia abzuhalten . Nach einer Petition an den obersten Gerichtshof gab der kolumbianische Staat jedoch zu, dass er das Leben der drei Gefangenen dort nicht schützen könne. Das Verfahren wurde in die Hauptstadt Bogota verlegt.

Ein Richter ist ernannt worden. Eine Jury wird es nicht geben.

Das Hauptverfahren wird am 16. Oktober beginnen und die Rechtsanwälte erwarten eine Prozessdauer von drei bis vier Monaten.

III. Beobachter

Die kolumbianischen und irischen Rechtanwaltteams meinen, dass es auf Grund der Politisierung des Falles und den damit verquickten militärischen und politischen Interessen sehr schwierig, wenn nicht unmöglich sein wird, dass die drei Iren ein faires Verfahren erhalten. Deshalb vertreten sie die Meinung, dass die Anwesenheit von Beobachtern wesentlich sei. Dies würde Rechtsbeobachter und politische Beobachter betreffen, um verschiedene Aspekte des Falls zu überwachen.

Die Anwesenheit von Beobachtern würde Druck auf die kolumbianische Regierung und auf das Gericht ausüben. Die Männer können nur bei weltweiter Aufmerksamkeit auf ein faires Verfahren hoffen.

Internationale Beobachter würden auch ein Schutz für das Leben der Verteidiger bedeuten. Die Rechtsanwaltteams fordern, dass Menschenrechtsorganisationen, politische Parteien, Künstler, Solidaritätsgruppen, Journalisten und Rechtsanwälte als Beobachter fungieren.

Das gesamte kolumbianische Rechtssystem und das politische System sind angeklagt, nicht nur drei Iren. Es ist wichtig, dass die Weltöffentlichkeit auf ein faires Verfahren in Kolumbien drängt.

Nach dem Zusammenbruch der Verhandlungen, wichtigen Verhandlungen, welche ein friedliches Ende des Konfliktes bewirken sollten, ist Kolumbien gegenwärtig in einen blutigen Bürgerkrieg involviert. Es ist wichtig, dazu beizutragen, den Konflikt durch Verhandlungen zu einem friedlichen Ende zu bringen.