Am 18. Januar 2002 demonstrieren 30 000 Menschen in ganz Nordirland gegen den antikatholischen Terror der probritischen UDA, ihren Mord an dem jungen Postboten Daniel McColgan und die jüngsten Morddrohungen gegen katholische Postboten und Lehrer. Ein potentieller Zeuge des Mordes, der die Polizei nach dem Mord aufgesucht hatte, war heimgeschickt worden, ohne eine Aussage aufzunehmen und wurde am nächsten Tag tot aufgefunden:

Die Belfaster Zeitung Andersontown News widmet ihre Squinter-Kolumne am 24. Januar 2002 diesem Skandal.

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SQUINTER: Entschuldigung, was war das noch mal ?

Englischsprachige Originalversion

Sehen wir mal, ob Squinter das verstanden hat. Sagt ihm Bescheid, wenn er in seinen Darlegungen etwas vergessen hat.

Der UDA-Mann Steven McCullough (39)meldete sich bei einer Militärpatroullie des Royal Irish Regiment in der (Belfaster) Innenstadt und gab an, Informationen über den Mord an dem 20-jährigen katholischen Postboten Danny McColgan zu haben. Die RIR verständigte die RUC (Polizei in Nordirland, seit Nov. 2001 umbenannt in PSNI), die auch pflichteifrig zum Schauplatz eilte.

Die RUC handelt schnell. Geleiten sie ihn in ein sicheres Haus? Nein. Bringen sie ihn zum Verhör und qütschen ihn nach Informationen aus? Nein. Alarmieren sie die (RUC-Sondereinheit) Special Branch? Alles nicht richtig ..... sie verhafteten ihn "wegen Verdachts auf Trunkenheit am Steuer".

Bevor wir fortfahren würde Squinter gern eine Frage stellen – und falls irgendein Polizist aus der Woodbourne oder Grosvenor-Kaserne dies bei einer Dose Cola und einem Marsriegel liest, soll er einfach antworten. Ich hoffe, die Frage erscheint nicht zu impertinent. Was genau heisst, jemanden "wegen Verdachts auf Trunkenheit am Steuer" zu verhaften? Wird nicht überall lauthals verkündet, dass jeder Fahrer im Norden (Irlands), der auch nur in den kleinsten Unfall verwickelt ist, sich am Unfallort einer Alkoholüberprüfung unterziehen muss. Und falls bei unserem Herrn McCullough der unglückliche Fall eingetreten wäre, dass die Polizei vor Ort - warum auch immer - nicht in der Lage war, an Ort und Stelle eine Alkoholüberprüfung durchzuführen, würde er dieser Überprüfung nicht unmittelbar nach Ankunft auf der Polizeistation unterzogen? Gehen wir davon aus und fragen uns: wie lange hätte es wohl gedauert, festzustellen, ob er betrunken war? Fünf Minuten? Eine halbe Stunde? Eine Stunde?

Nun, vier Tage nach dem Vorfall erzählt uns die PSNI, dass Herr McCullough "wegen Verdachts auf Trunkenheit am Steuer" verhaftet worden war. Man könnte meinen, der "Verdacht" habe sich bis dahin in etwas Handfesteres gewandelt. Ergebnisse des Alkoholtests zum Beispiel, vielleicht eine Blutuntersuchung. Wie auch immer ... Also, da ist Herr McCullough in der Polizeikaserne, wie die Polizisten glauben, betrunken, und erzählt jedem, der es hören will, er wisse etwas über den Mord an Danny McColgan. So, was passiert als nächstes? Warum die Frage? Er geht nach Hause, was sonst?

In ihrer Stellungnahme erklärte die PSNI, das Team, das den Mord an Danny McColgan untersucht, habe seinen Sitz in einer anderen Polizeistation. Der UDA-Mann habe die Kaserne verlassen, bevor die zuständigen Polizisten eingetroffen seien. Was ist da los? Wie genau war das? Stand McCullough in seiner Zelle auf, klopfte an die Tür und sagte „entschuldigen Sie mich, ich möchte jetzt bitte heimgehen“. Läuft das so? Kam es irgend jemand in den Sinn, McCullough aufzufordern, noch ein bisschen dazubleiben? Als sie Squinter das letzte Mal mitgenommen haben, ging er gerade mit einem Freund die Suffolk Strasse hinunter und landete für vier Stunden in einem kleinen verhängten Kubikulum in der Springfield Road Kaserne ohne auch nur ein Wort einer Erklärung. Wenn sie so was mit dem selbstverständlich völlig unschuldigen Squinter machen können, könnte man direkt annehmen, irgendwo in dem Wust von Notstandsgesetzen und Anti-Terror-Gesetzgebung, die immer noch in Kraft sind, fände sich eine Regel, die zuliese, einem betrunkenen UDAler, der sich gerade mit Wissen über einen rassistischen Mord brüstet, zu sagen, er möchte sich noch ein Weilchen gedulden. Aber offensichtlich ist dem nicht so. So geht es dahin und hinauf und etwas später am selben Tag wird Herr McCullough tot am Fusse einer Klippe auf dem Cavehill gefunden.

Aus zuverlässigen Qüllen weiss Squinter, dass Steven King hierüber eine Kurzgeschichte schreiben wollte, aber zu der Überzeugung kam, das würde ihm eh keiner glauben.

Stattdessen enthüllt Squinter hier exklusiv, dass sein nächstes Werk weit weniger in die Tiefen der Fantasie eintaucht: der Fall des Buches, das alle Informationen enthält, und das aus der Omagh Polizeikaserne verschwand.

Übersetzung: Uschi Grandel, 25.1.2002 (Text in Klammern wurde als Erläuterung eingefügt)