Dr. Ursula Grandel, Holzhaussiedlung 15, 84069 Schierling, Tel.: 09451/949859
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19.02.2001
Auswärtiges Amt
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung bezüglich des Falls Peter McBride vom 31.1.2001
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wende mich an Sie als Sprecherin der deutsch-irischen Solidaritätsgruppen
im Fall des Iren Peter McBride.
Am 31. Januar erhielten Sie von Dr. Saalfeld vom Bundesministerium der Verteidigung eine Kopie unsere Anfrage bezüglich der Stationierung der beiden Mörder von Peter McBride in Deutschland, sowie die Antwort des Ministeriums mit der Bitte um Prüfung von Maßnahmen im diplomatischen Bereich.
Rechtsanwältin Frau Elke Nill hatte das Bundesministerium der Verteidigung und die im Bundestag vertretenen Parteien in unserem Namen im Dezember letzten Jahres über den Fall der beiden britischen Soldaten informiert, die trotz ihrer Verurteilung wegen Mordes an dem Iren Peter McBride hier in Deutschland in der britischen Rheinarmee Dienst tun.
Das Bundesministerium der Verteidigung hat nun bestätigt, dass die beiden Soldaten in Deutschland stationiert sind. Zur Antwort, die das Bundesministerium der Verteidigung vom Hauptquartier der Britischen Streitkräfte in Deutschland erhalten hat, nehmen wir in einem gesonderten Schreiben Stellung.
Die britische Armee, die für das Bleiben verurteilter Mörder in der britischen Armee „besondere Umstände“ geltend zu machen versucht, wurde schon einmal von einem zivilen Gericht angewiesen, diese Entscheidung zu überprüfen. Der Belfaster High Court hat im Dezember letzten Jahres den Weg für eine zweite Überprüfung der im November 2000 gefällten Entscheidung des Armeerates geebnet. Diese Überprüfung war für den 5. Februar 2001 im Belfast High Court angesetzt; der Termin musste jedoch verschoben werden, da das britische Verteidigungsministerium erforderliche Unterlagen nicht bereitgestellt hatte.
International hat die Weigerung der britischen Armee, diese Soldaten zu entlassen, mittlerweile zu heftigen Protesten geführt.
Am 13 Dezember 2000 hat das irische Parlament, der Dail Eireann, einstimmig diese Entscheidung der britischen Armee verurteilt. Der irische Außenminister, Brian Cowen, hat vor dem Parlament Stellung zu dem Fall genommen. In seiner Rede äußerte er sein Entsetzen über diese Entscheidung und versicherte die Familie McBride auch weiterhin seiner vollen Unterstützung. Wir legen seine Rede hier im Original und in deutscher Übersetzung bei.
Die Mehrheit des nordirischen Regionalparlaments, der Northern Ireland Assembly, hat sich ebenso gegen die Entscheidung gewendet, darunter der Abgeordnete der UUP Duncan Shipley-Dalton, selbst ehemaliger Angehöriger des Royal Irish Regiment.
Gerade in Irland hat besonders Empörung hervorgerufen, dass in den letzten zehn Jahren über 2000 Soldaten wegen Verfehlungen entlassen wurden, die allermeisten aus weit weniger schwerwiegenden Gründen.
Dass die Ermordung eines irischen Bürgers als geringeres Verbrechen eingestuft wird als Fälle von Kleinkriminalität, kann nur als anti-irischer Rassismus bezeichnet werden. Deutlich hatte das Gericht, das die beiden Soldaten 1995 verurteilte, in der Urteilsbegründung klargestellt, dass es sich nicht um eine Fehlentscheidung der beiden Soldaten in einer kritischen Situation, sondern um reinen Mord gehandelt habe.
Es ist mehr als bedenklich, wenn ein Armeegremium sich anmaßt, zivile Urteile zu ignorieren und sich weigert wegen Mordes verurteilte Soldaten zu entlassen. In einem Akt, der an Zynismus grenzt, wurden die beiden Soldaten nach ihrer Haftentlassung 1999 in das Krisengebiet Kosovo geschickt, nachdem sie in Nordirland nicht mehr dienen durften! Diese Stationierung spricht erklärten Zielen des KFOR-Einsatzes, wie der Sicherung der Menschenrechte in Kosovo Hohn.
Jean McBride, die Mutter des ermordeten Teenagers fragte damals bitter
„what is it
coming to when convicted killers are celebrated in such a way by NATO. It is bad
enough that these two have been allowed to stay in the British army. The fact
that they are now to be handed back their guns and sent off to Kosovo to keep
the peace is beyond belief.”
Dass diese Soldaten hier in Münster stationiert sind, ist ein Skandal, den wir nicht hinnehmen können und wollen.
Wir bitten Sie, bei der britischen Regierung gegen die Stationierung dieser Soldaten zu protestieren.
Selbstverständlich stellen wir gerne weitere Informationen zur Verfügung.
Eine Kopie dieses Briefes haben wir zur Kenntnis an das Bundesministerium der Verteidigung weitergeleitet.
Mit freundlichen Grüßen,
Anlagen