Home - Info Nordirland home

>>>> Informationen und Links zum spanisch-baskischen Konflikt <<<<

Die spanische Polizei verhaftet weitere 14 führende politische Aktivisten der baskischen Unabhängigkeitsbewegung. An einem Generalstreik gegen den Ausnahmezustand im Baskenland beteiligen sich über 40.000 Menschen:

Parteienverbot ... Demonstrationsverbot ... Politikverbot

von Uschi Grandel, 17. Februar 2008

"(PSOE und PNV) haben Angst vor einer öffentlichen Diskussion der gescheiterten Friedensverhandlungen ... Denn eine solche Diskussion zeigt auf, welche politischen und konstitutionellen Vorschläge gangbar sind, um diesen Konflikt zu lösen und einen demokratischen Weg hierfür zu definieren.
Der ehemalige Europaabgeordnete von Batasuna, Karmelo Landa, in einem Interview am Tag vor seiner Verhaftung. Die Verhandlungen zur Lösung des Konflikts, die die spanische Regierungspartei PSOE, die baskische Regierungspartei PNV und die Vertreterin der baskischen Unabhängigkeitsbewegung Batasuna im Herbst 2006 führten, waren einer Einigung sehr nahe gekommen.

>> Bericht zum Download als 4-seitiges PDF (210KB) <<

Garzon, Richter des für Drogen und Terror zuständigen Sondergerichtshofs Audiencia National, war am Montag, den 11.2.2008 eigens aus Madrid ins 500 km entfernte Donostia (San Sebastian) gereist, um selbst die Verhaftung von vierzehn führenden politischen Aktivisten der baskischen Unabhängigkeitsbewegung zu überwachen. Vierhundert Polizisten brachte er hierfür mit aus Madrid. Die Mehrheit der Inhaftierten gehören der linken baskischen Partei Batasuna (Einheit) an, die 2003 verboten wurde. "Ausnahmezustand" nennt Batasuna das, was sich im Moment im Baskenland abspielt und anders kann man es auch nicht bezeichnen.

Vierhundert Polizisten, die politische Aktivisten, darunter den ehemaligen Europaabgeordneten von Batasuna, Karmelo Landa, schwerbewacht wie Verbrecher abführen, obwohl die Betreffenden einfach in ihren Wohnungen oder Büros weilen. Obwohl sie auf den Pressekonferenzen, die sie gegen die neuen Parteienverbote und die fast täglichen Verhaftungen geben, jederzeit erreichbar sind.

von links nach rechts: (1) die für den 10.2.2008 angekündigte Demonstration gegen das Verbot der beiden baskischen Parteien
EAE-ANV und EHAK wird verboten. Trotzdem finden sich Tausende in Bilbao unter dem Motto "Rechte für das Baskenland -
Stoppt den Ausnahmezustand" ein. (2) Montag, 11.2.2008: einer der vierzehn politischen Aktivisten wird von vermummten
Polizisten verhaftet. (3) Aufruf der baskischen Gewerkschaft LAB zum 24-stündigen Generalstreik am 14.2.2008

Man muss nicht die Politik der baskischen Unabhängigkeitsbewegung unterstützen, um beim Anblick vermummter Polizisten, die einen Politiker abführen, an finstere Zeiten zu denken. Einer Vorladung - selbst nach Madrid - wären diese Aktivisten vermutlich genauso gefolgt, wie die Politiker der am Freitag für drei Jahre suspendierten baskischen Parteien EAE-ANV und EHAK.

Aber Drohkulissen sind es, die die spanische Regierung und ihr Sondergerichtshof derzeit aufbauen. Martialische Bilder sollen die Medien zeigen. Die Botschaft ist klar: wer sich traut, seine Stimme für die Unabhängigkeit des Baskenlandes zu erheben, wer darauf besteht, dass ein politischer und demokratischer Weg zur Lösung des Konflikts nötig ist, wer hierfür Demonstrationen organisiert, Pressekonferenzen hält, Flugbätter verteilt, für den sind Demokratie und Menschenrechte derzeit ausser Kraft gesetzt.

Die baskische Unabhängigkeitsbewegung, die baskische Gewerkschaft LAB und die Bewegung pro-Amnistia haben deshalb für den 14.2.2008 zu einem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen. über 40.000 Menschen sind diesem Aufruf gefolgt.

Unbefristete Haft für politische Aktivitäten

Karmelo Landa ist seit vielen Jahren einer der prominenten Sprecher der baskischen Unabhängigkeitsbewegung. Er war Abgeordneter des baskischen Parlaments, sowie des Europaparlaments. Die Polizei verhaftet ihn am Montag morgen, den 11. Februar 2008, in seiner Wohnung in Bilbao. Am Tag vor seiner Verhaftung gibt er dem Journalisten Agustin Goikoetxea ein Interview für die baskische Zeitung GARA. Die Ansichten, die er im Interview äussert, sind in jedem demokratischen Land auch aus Sicht des politischen Gegners legitime Standpunkte. Nach Definition des spanischen Sondergerichts sind dieses Interview und die anderen politischen Aktivitäten so schwere Vergehen, dass Garzon gestern gegen Karmelo Landa und zehn weitere der am Montag inhaftierten Aktivisten, unbefristete Haft anordnete. Die elf Politiker wurden direkt aus der incommunicado-Haft ins Gefängnis gebracht.

Im Interview wird Karmelo Landa gefragt, ob er mit einer Aufhebung der Parteienverbote durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg rechne. Der ECHR hatte im Dezember 2007 die Klage Batasunas gegen ihre Illegalisierung durch die spanische Regierung zugelassen, ein wichtiger erster Erfolg der Klage Batasunas gegen den spanischen Staat. Karmelo Landas Antwort erweist sich als prophetisch:

"Einfach nur hoffen und abwarten ist zuwenig. Wir werden noch viele Hindernisse überwinden müssen, bis wir in Strassburg und in Europa im allgemeinen erfolgreich bekanntmachen, was hier passiert. Es ist deshalb schwierig, weil wir sofort, wenn wir eine Pressekonferenz oder ein Interview wie dieses geben, im Gefängnis landen. Es geht gar nicht um politische Propaganda, es geht schlicht und einfach um die nötige Information."

Es muss die spanische Regierung, die den Dialog durch immer schärfere Unterrückungsmassnahmen ersetzt hat, bis auf das äusserste reizen, dass sie trotz der Verhaftungen der letzten Wochen, der Parteienverbote und der Demonstrationsverbote die Vertreter der baskischen Unabhängigkeitsbewegung nicht zum Schweigen bringen kann. Nach wie vor fordern diese eine politische und demokratische Lösung des Konflikts.

"Nicht zulassen, dass sie die Tür
zu einer politischen Lösung verschliessen ..."

In seinem Interview gibt Karmelo Landa eine klare, selbstbewusste und politisch offensive Antwort auf die Verbote der beiden Parteien EAE-ANV und EHAK, sowie auf die den Verboten vorausgegangenen Verhaftungen der drei führenden politischen Aktivisten Pernando Barrena, Unai Fano und Patxi Urrutia:
"Ausser der Wut (über die Verhaftungen und Verbote) gibt es eine zweite Reaktion und das ist der feste Entschluss, nicht zuzulassen, dass sie die Tür zu einer politischen Lösung verschliessen. ... all ihr Unrecht und ihre Unterdrückung wird ihnen nicht nützen. Die Unterdrückung wird den politischen Weg nicht versperren. ..."

Auf die Frage, ob die Anklage gegen mittlerweile 38 Personen - darunter sehr bekannte und geachtete Persönlichkeiten - wegen "Integration (in eine terroristische Vereinigung)" nicht zu einer Verunsicherung der linken Bewegung geführt habe, sagt er:
"Legal und politisch ist das krank. Hier ist alles "Integration". Ich denke ganz ehrlich, dass sie sich auf dem Holzweg befinden, wenn sie meinen, Unterdrückung halte die Menschen hier von der Politik ab. Wir haben keinen Mangel, sondern im Gegenteil einen Zulauf an Leuten, die unsere politischen Vorschläge verbreiten. Die Pressekonferenzen, (die gegen das Verbot von EAE-ANV und EHAK stattfanden), wurden nicht von zwei oder drei wenigen Vertretern der einen oder der anderen Partei veranstaltet, sondern werden von der Bevölkerung massiv unterstützt."

Karmelo Landa ist sich sicher, dass die Verhaftung der drei führenden politischen Aktivisten der baskischen Unabhängigkeitsbewegung Pernando Barrena, Unai Fano und Patxi Urrutia vor einer Woche in direktem Zusammenhang mit der politischen Offensive der Unabhängigkeitsbewegung steht.

"Dann werden wir dreihundert Veranstaltungen organisieren!"

Für ihn ist "es offensichtlich, dass die PSOE lügt". Sie will verhindern, dass in der öffentlichkeit bekannt wird, was in den Verhandlungen zur Konfliktlösung zwischen der spanischen Regierungspartei PSOE, der baskischen Regierungspartei PNV und Batasuna im Herbst 2006 in Loiola erreicht wurde.

"Sie haben Angst vor einer öffentlichen Diskussion der Verhandlungen - das genau ist es, was wir tun. Denn eine solche Diskussion zeigt auf, welche politischen und konstitutionellen Vorschläge gangbar sind, um diesen Konflikt zu lösen und einen demokratischen Weg hierfür zu definieren. Die Reaktion der PSOE und der Regierung ist uns nicht entgangen. Wir haben die Nervosität gespürt, mit der sie auf die Veranstaltung in Iruñea (die erste dieser öffentlichen Diskussionen) reagiert haben. Und wenn wir vor hatten, fünfzehn Veranstaltungen zu diesem Thema durchzuführen, werden wir jetzt dreihundert organisieren - von der Bevölkerung für die Bevölkerung. Sie werden nicht verhindern können ..., dass unsere Vorschläge bei der Bevölkerung bekannt und von ihr unterstützt werden."

Mit den erneuten Massenverhaftungen am 11. Februar, dem Verbot der Grossdemonstration in Bilbao am Tag davor, mit Parteiverboten und den fast täglichen Verhaftungen junger Leute hat die spanische Regierung im Baskenland einen nicht erklärten Ausnahmezustand geschaffen. Er erinnert an die gewalttätige Politik der Kriminalisierung und der Internierungen, mit der die britische Regierung im Nordirlandkonflikt in den 70er Jahren den Widerstand der irischen Bevölkerung brechen wollte. Die britische Regierung scheiterte damals kläglich. Politische Konflikte werden nur im gemeinsamen Bemühen aller am Konflikt beteiligten gelöst.


Weitere Informationen:

>>>> Das vollständige Interview mit Karmelo Landa: GARA, 10. Februar 2008 (spanisch) <<<<
>>>> Neues Deutschland, 16. Februar 2008: Raul Zelik - Verschärfter Ausnahmezustand <<<<
vor den Parlamentswahlen Anfang März nimmt die Repression gegen baskische Organisationen und Medien zu

>>>> Indymedia, 12. Februar 2008: Ralf Streck - Neue Verhaftungswelle im Baskenland <<<<


No time for love ... is time for peace!

Baskische Blogger haben das Lied, das in Irland zum Symbol gegen staatliche Willkür und Unterdrückung wurde, zu ihrem Leitmotiv erklärt.

Sie werben damit um Solidarität für das Baskenland, ein Ende des Ausnahmezustandes und die Wiederaufnahme des Friedensprozesses.

Das Lied "No time for love" findet man dort in der baskischen Version.

Besucht den Blog: >>>> No time for love - is time for peace! <<<<

Die englischsprachige Version, gesungen von Christy Moore findet sich auf Bebo: >>>> No Time For Love <<<<

No Time For Love

Jack Warshaw

    You call it the law, we call it apartheid, internment, conscription, partition and silence.
    It's the law that they make to keep you and me where they think we belong.
    The hide behind steel and bullet-proof glass, machine guns and spies,
    And tell us who suffer the tear gas and the torture that we're in the wrong.
       
       CHORUS
        No time for love if they come in the morning,
        No time to show tears or for fears in the morning,
        No time for goodbye, no time to ask why,
        And the sound of the siren's the cry of the morning.

    They suffered the torture they rotted in cells, went crazy, wrote letters and died.
    The limits of pain they endured - the loneliness got them instead.
    And the courts gave them justice as justice is given by well-mannered thugs.
    Sometimes they fought for the will to survive but more times they just wished they were dead.
      
       CHORUS

    They took away Sacco, Vanzetti, Connolly and Pearce in their time.
    They came for Newton and Seal, Bobby Sands and some of his friends.
    In Boston, Chicago, Saigon, Santiago, Warsaw and Belfast,
    And places that never make headlines, the list never ends.
      
       CHORUS

    The boys in blue are only a few of the everyday cops on the beat,
    The C.I.D., Branchmen, informers and spies do their jobs just as well;
    Behind them the men who tap phones, take photos, program computers and files,
    And the man who tells them when to come and take you to your cell.
      
       CHORUS

    All of you people who give to your sisters and brothers the will to fight on,
    They say you can get used to a war, that doesn't mean that the war isn't on.
    The fish need the sea to survive, just like your people need you.
    And the death squad can only get through to them if first they can get through to you.
      
       CHORUS


>>>> Informationen und Links zum spanisch-baskischen Konflikt <<<<

home Info Nordirland - Home