Die deutsche Irlandsolidarität ruft auf:

Delegation zum West Belfast Festival

Nordirland, Belfast, 29. Juli - 7. August 2005

Seit 1988 verwandelt sich das irisch-republikanische West Belfast jedes Jahr in der ersten Augustwoche in eine bunte Mischung aus Stadtviertelfesten, internationalem Kultur- und Musikprogramm mit Künstlern aus aller Welt und politischen Veranstaltungen zur Konfliktlösung im eigenen Land und international.

Ein komplett anderes Bild als das Klichee, das die anti-republikanische Berichterstattung in den letzten Monaten wieder aus der Mottenkiste geholt hatte. In Furcht und unter der Fuchtel der IRA lebten die republikanischen Viertel, war da zu lesen, vom Bann des Schweigens und ähnlichem Unsinn.

Das West Belfast Festival ist ein guter Anlass, solche Pauschalverurteilungen einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Wer die lebendige Diskussionskultur des republikanischen West Belfast erlebt, wird künftig solche Berichterstattung, sei es aus London oder aus Dublin, etwas differenzierter betrachten.

Konfliktlösung und Bürgerrechte

Das West Belfast Festival ist ein durch und durch politisches Festival, das den Prozess der Konfliktlösung unterstützt und dem Staatsterror in Nordirland und weltweit mit viel Selbstbewusstsein den Kampf angesagt hat. Es ist ein Erbe der Bürgerrechtsbewegung, die im Apartheid-Staat Nordirland Ende der 60er Jahre für Bürgerrechtsforderungen und Menschenrechte auf die Strasse ging: für gleiches Wahlrecht, für ein Ende der Diskriminierung bei Arbeits- und Wohnungssuche, für Gerechtigkeit und Menschenwürde.

Ende der 80er Jahre führte Grossbritannien seinen "schmutzigen Krieg" in Nordirland mit brutaler Härte. 1987 schmuggelten britische Agenten Waffen (aus dem damaligen Apartheidsregime in Südafrika) ins Land zur Ausrüstung der unionistischen Killer. Britische Sonderkommandos erschossen gezielt Personen, die sie verdächtigten, irisch-republikanische Aktivisten zu sein. "Shoot to kill" Politik wurde der offizielle Name dieser Hinrichtungen. Im Nachhinein wurde die britische Regierung deswegen vom europäischen Gerichtshof für schuldig befunden, das elementare "Recht auf Leben" verletzt zu haben. In dieser emotional aufgeladenen Situation dem Protest gegen britischen und unionistischen Terror ein anderes Gesicht zu geben, ihn zu verknüpfen mit der Diskussion um ein Ende von Unterdrückung und Krieg, war die Grundidee, aus der 1988 das Westbelfast Festival entstand. Es ist die selbstbewusste Antwort eines Stadtviertels, das ein früherer britischer Nordirlandminister mit der abschätzigen Arroganz eines Kolonialverwalters als "terrorist community" diffamiert hatte.

Im mittlerweile siebten Jahr nach Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens hat sich eine Koalition all derer zusammengefunden, die den Status quo den anstehenden demokratischen Veränderungen vorziehen. Diese Koalition reicht von den Hardlinern des alten verkrusteten nordirischen Bürokraten - Militär- und Polizeiapparats bis hin zu den konservativen Politikern im Süden.

Den Friedensprozess allen Widerigkeiten zum Trotz wieder in Gang zu bringen, ist eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zeit.

Wir laden ein: Teilnahme an unserer Delegation

Wir laden auch dieses Jahr Interessierte ein, uns nach Belfast zu begleiten.

Das Programm:

  • Teilnahme am Westbelfast Festival "Feile an Phobail" und am "Ard Eoin Fleadh" (Ardoyne Festival) im Norden Belfasts.
  • Besuch von Community-Gruppen auf der irisch-republikanischen und auf der pro-britischen unionistischen Seite. Teile dieses Programms organisieren wir im Rahmen der "Irish Political Tours" gemeinsam mit Coiste na n-Iarchimi, der Dachorganisation der irisch-republikanischen ehemaligen Gefangenen.
  • Wir diskutieren mit Politikern der irisch-republikanischen Partei Sinn Féin, wie der Friedensprozess wieder in Fahrt kommen kann, wie wir in Europa dies unterstützen können.
  • Wie bereits im letzten Jahr werden einige Programmteile gemeinsam mit der britischen Gruppe Troops Out Movement (TOM) durchgeführt. TOM setzt sich seit der Gründung in den 70er Jahren für ein Ende der britischen Herrschaft in Nordirland und das Selbstbestimmungsrecht der Iren ein.
  • Wenn Du/Sie bestimmte Programmwünsche hast, integrieren wir diese nach Möglichkeit

    Reiseplanung und Unterkunft:

    Die Delegation findet statt von

    Sonntag, den 31. Juli 2005 (abends) - Freitag, den 5. August 2005 (abends).

    An- und Abreise nach Belfast wird von den Teilnehmern individuell organisiert. Wir stehen jedoch gern mit Tips für Flüge zur Seite. Wir organisieren (auf Wunsch) die Unterkunft in Westbelfast als Übernachtungen mit Frühstück (B&B) bei Westbelfastern, die Zimmer während des Festivals zur Verfügung stellen. Der Preis beträgt pro Nacht ca. GBP 15, also ca. EUR 23.

    Das Festival endet am 7. August, an dem auch die Abschlussdemonstration stattfindet. Für das letzte Wochenende des Festivals sind Musikhöhepunkte vorgesehen. Wir empfehlen daher, im Anschluss an die Delegation noch bis zum Ende des Festivals in Belfast zu bleiben.

    Kosten:

    Für die Unterstützung bei Planung und Organisation gehen EUR 30,00 pro Person an das Coiste "Irish Political Tours"-Programm. Ansonsten entstehen keine weiteren Kosten für die Planung und Leitung der Delegation.

    Die Teilnehmer tragen ihre Kosten (Flug, B&B, Verpflegung, Eintritt für die grossen Musik-Events des Festivals, die meisten Veranstaltungen des Festivals sind frei) selbst.

    Ablauf und Verpflichtungen:

    Das Rahmenprogramm, das wir speziell für unsere Delegation organisieren, wird von der Delegation gemeinsam durchgeführt. Ansonsten nehmen die Teilnehmer an den Veranstaltungen des Festivals teil, die ihnen am meisten zusagen (hier gibt es keinen Gruppenzwang, sondern ein loses Miteinander nach den eigenen Schwerpunkten). Ein Reisebericht zur Veröffentlichung auf unseren Webseiten wäre wünschenswert.

    Reiseberichte früherer Delegationen sind über unsere Webseiten zugänglich:

    http://archiv.info-nordirland.de/
    s. Aktivitäten

    http://www.irlandinit-hd.de/
    s. Delegationen

    Voraussetzungen:

    Die Aufnahme in die Delegation erfolgt nach Absprache. Es sollte Interesse am Nordirlandkonflikt vorhanden sein, Vorkenntnisse sind nicht nötig. Teilnehmer sollten in der Lage sein, englischsprachigen Diskussionen folgen zu können.

    Anmeldung bei:

    Uschi Grandel, Holzhaussiedlung 15, 84069 Schierling
    Tel.: 09451.949859, email: uschi@info-nordirland.de
    http://archiv.info-nordirland.de/