Durch die Teilnahme an der Delegationsreise, auf die ich durch einen Bericht in der Zeitschrift pogrom aufmerksam wurde, kam ich zum zweiten Mal nach Nordirland.
Obwohl die Stationen nahezu identisch waren, unterschieden sich die Reisen hinsichtlich der Inhalte und Zielrichtung. Anders als bei meiner ersten Fahrt, die ganz allgemein dazu gedacht war, Land und Leute kennenzulernen, hatten wir bei dieser Tour die Möglichkeit, MitarbeiterInnen verschiedener Gruppen und Einrichtungen (s.u.) zu treffen. Diese bereiteten uns nicht nur ausnahmslos einen freundlichen Empfang, sondern beantworteten auch geduldig unsere zahlreichen Fragen. Einige unserer GesprächspartnerInnen berichteten über ihre persönlichen Erfahrungen als direkt Betroffene des Konfliktes. Diese Ereignisse, über die ich z.T. vorher gelesen hatte, wurden dadurch sehr realistisch und lebensnah.
Zum besseren Verständnis und zur Veranschaulichung trugen auch die in den Räumen des Bloody Sunday Trust gezeigten Foto- und Filmaufnahmen bei, welche die Ereignisse vom 30.01.1972 aus verschiedenen Perspektiven darstellten.
Unsere Gesprächspartner waren ausschließlich Vertreter der nationalistischen bzw. republikanischen Gemeinschaft. Mich interessierte besonders, inwieweit Kontakte zu oder auch Zusammenarbeit mit entsprechenden Gruppen der unionistischen bzw. loyalistischen Gemeinschaft bestehen. Die Antworten umfassten ein breites Spektrum, das abhängig von Gruppe und Problembereich von keinerlei existierenden Kontakten über gegenseitiges Tolerieren bis zu häufiger Zusammenarbeit reichte.
Obwohl der größte Teil dieser Gruppen mit verschiedenen Problemen (v.a. finanzieller und bürokratischer Natur) konfrontiert ist, war die Entschlossenheit gegenüber der Durchsetzung anvisierter Ziele - auch gegen Widerstände - spürbar.

Während diese Treffen, denen unser Hauptinteresse galt, die Tage größtenteils ausfüllten, nutzten wir die Abendstunden, um mit der Gruppe die lokale Pub-Szene zu erkunden. In diesem Zusammenhang nochmals Dank an die Mitarbeiter des Pat Finucane Centre, die uns neben den "offiziellen" Zusammenkünften auch noch einen Teil ihrer privaten Zeit zur Verfügung stellten, um die Diskussionen in "entspannter Atmosphäre" fortzusetzen.
Den letzten Tag unseres gemeinsamen Aufenthaltes, der zur freien Verfügung stand, nutzten wir u.a. dazu, die Gegend um Crossmaglen zu erkunden und ein Gaelic-Football-Match live mitzuerleben. Gelungener Abschluss der Woche war ein Fest im nahe gelegenen Camlough, das mir aufgrund der guten Stimmung und der Herzlichkeit der Menschen dort den Abschied wieder sehr schwer machte.

Zum Schluss noch ein Dankeschön an alle, die an der Organisation der Reise beteiligt waren, insbesondere an Uschi, die uns gut auf diese Reise vorbereitet hatte und auch dafür gesorgt hat, daß vor Ort alles problemlos verlief. Last but not least auch ein Danke an die übrigen Mitglieder der Gruppe, mit denen ich eine ähnliche Tour jederzeit wieder unternehmen würde.

Claudia W.